April 2019 |
190409 |
ENERGIE-CHRONIK |
Foto: E.ON
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Der Windpark "Arkona" in der Ostsee wurde am 16. April mit einer Eröffnungsfeier in Sassnitz offiziell in Betrieb genommen. Prominentester Redner war die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die hier auch ihren Wahlkreis hat. In ihrer Ansprache warnte sie vor einer gesellschaftlichen Spaltung, die durch eine ungleiche Verteilung der Lasten der Energiewende entstehen könnte: "Wir müssen es schaffen, die wirtschaftliche Bedeutung, die klimapolitischen Notwendigkeit der erneuerbaren Energien genauso mit Wohlstand und Arbeitsplätzen zu verbinden, dass nicht der Eindruck entsteht, hier passiert eine Spaltung der Gesellschaft: Die einen leben von und mit zukunftsfähigem Strom, die anderen tragen die Lasten."
Der neue Windpark hat rund 1,2 Milliarden Euro gekostet. Da er noch vor dem 1. Januar 2017 eine unbedingte Netzanbindungszusage hatte und vor dem 1. Januar 2021 in Betrieb ging, wird der erzeugte Strom nach den alten Regeln vergütet. Die Betreiber haben sich dabei für das "Stauchungsmodell" nach § 47Abs. 3 EEG entschieden. Sie bekommen deshalb für den erzeugten Strom acht Jahre lang eine Förderung von 19,40 Cent pro Kilowattstunde. Danach beträgt die Förderung für weitere sechs Jahre 15,40 Cent pro Kilowattstunde. Erst für den Rest der auf zwanzig Jahre angelegten Förderungsdauer gilt dann der normale "anzulegende Wert" von 3,90 Cent pro Kilowattstunde.
Der Windpark hat im September 2018 erstmals ins Netz eingespeist. Er befindet sich 35 Kilometer nordöstlich der Insel Rügen, in einer Wassertiefe von 32 bis 42 Meter. Mit 60 Windkraftanlagen des Typs Siemens-Gamesa SWT-6.0-154, die jeweils über 6,4 MW verfügen, erreicht er eine Nennleistung von insgesamt 384 MW. Damit ist er der bislang größte Windpark in der Ostsee. Die Betreibergesellschaft gehört jeweils zur Hälfte E.ON und Equinor, wobei E.ON für Bau und Betrieb zuständig ist. Equinor ist seit Mai 2018 der neue Name des Energiekonzerns Statoil, der seit 2001 an der Börse notiert wird, aber noch immer zu 67 Prozent dem norwegischen Staat gehört.
Die Projektgesellschaft AWE hatte die Errichtung des Windparks "Arkona Becken Südost", wie der Name zunächst lautete, im Mai 2000 beim Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) beantragt. Im März 2006 bekam sie die Genehmigung mit der Auflage, bis Ende 2008 mit den Bauarbeiten zu beginnen. Die Behörde gewährte dann eine zweimalige Fristverlängerung bis Ende 2011 bzw. bis Ende 2017. Das zweite Mal verlangte sie einen detaillierten Nachweis für acht Verfahrensschritte, die in den drei Jahren vor Baubeginn zu erledigen waren. Die Arkona-Windpark-Entwicklungs GmbH (AWE), die inzwischen zu einer E.ON-Tochter geworden war, geriet damit unter Zeitdruck. Im April 2016 beteiligte sich die norwegische Statoil zur Hälfte an dem Projekt, worauf E.ON die Investitionsentscheidung bekanntgab.
In der Ostsee sind nun 231 Windkraftanlagen in Betrieb, die eine Leistung von insgesamt 1070 MW ins deutsche Netz einspeisen können. In der Nordsee sind es 1052 Anlagen mit einer Nennleistung von 5092 MW. Insgesamt gibt es somit vor der deutschen Küste 1283 Anlagen mit 6162 MW (siehe Tabelle). Damit ist das Ausbauziel für das Jahr 2020 bald erreicht, das vor vier Jahren auf eine Anschlußkapazität von maximal 7.700 MW begrenzt wurde (150501). Union und SPD haben zwar in ihrer Koalitionsvereinbarung (180206) für die Jahre 2019 und 2020 einen zusätzlichen "Offshore-Windenergiebeitrag" vereinbart. Dieser wurde aber nicht näher beziffert und bisher auch nicht in gesetzgeberisches Handeln umgesetzt.
In Betrieb befindliche Windparks vor der deutschen KüsteStand: April 2019
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Nordsee | MW | WKA-Typ | Anzahl | seit | Wassertiefe | Netz-Anbindung | siehe |
alpha ventus | 60 | 6 x Repower 5M126, 6 x Areva Multibrid M5000-116 |
12 | 2010 | 27 m | (AC) | |
Bard 1 | 400 | Bard 5.0-122 | 80 | 2013 | 39 m | BorWin1 | 130815, 131109, 140612, 141108, 150910 |
Riffgat | 108 | Siemens SWT–3.6–120 | 30 | 2014 | 18 - 23 m | (AC) | 081216, 130803, 140211 |
Dan Tysk | 288 | Siemens SWT-3.6-120 | 80 | 2015 | 21 - 33 m | SylWin1 | 150503 |
Global Tech 1 | 400 | Areva Multibrid M5000–116 | 80 | 2015 | 39 - 41 m | BorWin2 | 140905 |
Meerwind Süd/Ost | 288 | Siemens SWT-3.6-120 | 80 | 2015 | 23 - 30 m | HelWin1 | 141108 |
Nordsee Ost | 295 | Senvion 6.2M126 | 48 | 2015 | 19 - 24 m | HelWin1 | 150502 |
Butendiek | 288 | Siemens SWT-3.6-120 | 80 | 2015 | 18 - 21 m | SylWin1 | 021213, 151007 |
Borkum Riffgrund 1 | 312 | Siemens SWT-4.0-120 | 78 | 2015 | 30 - 35 m | DolWin1 | 151007 |
Amrumbank West | 288 | Siemens SWT-3.6-120 | 80 | 2015 | 80 m | HelWin2 | 061102, 150504 |
Trianel WP Borkum | 200 | Awden AD 5-116 | 40 | 2015 | 25-35 m | DolWin1 | 150910, 01119 |
Gode Wind 1 | 330 | Siemens SWT-6.0-154 | 55 | 2016 | 28 m | DolWin2 | 131111, 151007 |
Gode Wind 2 | 252 | Siemens SWT-6.0-154 | 42 | 2016 | 28 m | DolWin2 | 131111, 151007 |
Sandbank | 288 | Siemens SWT-4.0-130 | 72 | 2016 | 26 - 29 m | SylWin1 | 150503 |
Nordergründe | 111 | Senvion 6.2 M 126 | 18 | 2017 | 2-10 m | (AC) | 150807 |
Nordsee One | 332 | Senvion 6.2 M 126 | 54 | 2017 | 25-34 m | DolWin2 | 081216 |
Veja Mate | 402 | Siemens SWT-6.0-154 | 67 | 2018 | 39-41 m | BorWin2 | 140905, 131109, 100615 |
Borkum Riffgrund 2 | 450 | MHI Vestas V 164 | 56 | 2019 | 25-30 m | DolWin3 | 131111 |
Ostsee | MW | WKA-Typ | Anzahl | seit | Wassertiefe | siehe | |
Baltic 1 | 48,3 | Siemens SWT-2,3-93 | 21 | 2011 | 16 - 19 m | (AC) | 110508, 080515 |
Baltic 2 | 288 | Siemens SWT-3.6-120 | 80 | 2015 | 23 - 44 m | (AC) | 150909, 150111, 080515 |
Wikinger | 350 | Awden AD 5-135 | 70 | 2018 | 32-42 m | (AC) | |
Arkona | 384 | Siemens SWT-6.0-154 | 60 | 2019 | 32-42 m | (AC) | 190409 |