September 2014 |
140905 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die 80 Anlagen des Windparks Global Tech 1 sind betriebsbereit aufgestellt und über Wechselstromkabel mit der Umspannstation (Vordergrund) verbunden. Was noch fehlt, ist die Weiterleitung des erzeugten Stroms per Hochspannung-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Diese Aufgabe soll die HGÜ-Verbindung BorWin2 übernehmen, die aber erst 2015 fertig wird. Foto: Global Tech
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Der Nordsee-Windpark Global Tech 1 kann ans Netz angeschlossen werden. Wie die Betreibergesellschaft am 29. August mitteilte, wurde nach zweijähriger Bauzeit die letzte der insgesamt 80 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 5 MW installiert. Die Verkabelung der Anlagen und die Umspannstation sind ebenfalls fertig. Es obliegt nun dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet, für den möglichst schnellen Netzanschluß per Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) zu sorgen. Hier gab es erhebliche Verzögerungen. Die Betreiber haben deshalb nach ihren Angaben das Bautempo der Verzögerung angepaßt, so daß nun ohne größere Wartezeit mit der probeweisen Netzeinspeisung begonnen werden kann. Der reguläre Netzanschluss soll Anfang 2015 zur Verfügung stehen. Global Tech 1 wäre dann nach dem Testfeld "alpha ventus" (100413), Bard 1 (130815) und Riffgat (140211) der vierte Nordsee-Windpark, der in das deutsche Stromnetz einspeist.
Unklar bleibt vorläufig, wieweit durch die nicht rechtzeitige Fertigstellung des Netzanschlusses Schadenersatzansprüche nach § 17e des Energiewirtschaftsgesetzes fällig werden. Nach der Offshore-Haftungsregelung, die im November 2012 vom Bundestag beschlossen wurde (121103), wäre die Entschädigung zunächst vom zuständigen Übertragungsnetzbetreiber TenneT zu leisten. Gemäß § 17f dürfen die dadurch entstehenden Kosten aber über die Netzentgelte auf die Gesamtheit der Stromkunden abgewälzt werden.
Im Falle des Windparks Riffgat, der mit knapp einem Jahr Verspätung ans Netz ging, hat der Betreiber EWE bereits Schadenersatzansprüche in Höhe von 43 Millionen Euro angemeldet (140211). Hohe Belastungen könnten sich ferner aus den Problemen bei Bard 1 ergeben, deren Ursache noch immer nicht geklärt zu sein scheint (140612). Bereits im vergangenen Jahr sollen sich die angemeldeten Offshore-Haftungsansprüche auf 720 Millionen Euro belaufen haben, wie die FAZ (8.7.14) unter Berufung auf Branchenkreise berichtete.
Über die Konverterplattform BorWin beta werden sowohl Global Tech 1 als auch Veja Mate an die HGÜ-Verbindung BorWin2 angeschlossen, die den erzeugten Strom über ein 125 Kilometer langes Seekabel zum Festland transportiert. Eine zweite Konverterstation beim Umspannwerk Diele wandelt den Gleichstrom wieder in Wechselstrom um. Grafik: TenneT
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Den Auftrag für die Netzanbindung von Global Tech 1 durch das HGÜ-Projekt BorWin2 war im Juni 2010 an ein Konsortium aus Siemens Energy und Prysmian Powerlink vergeben worden (100615). Die gesamte Netzanbindung, an die auch der Windpark Veja Mate angeschlossen wird, sollte bis 2013 betriebsbereit sein. Die EU stellte für die Anbringung der Fundamente in dem 40 Meter tiefen Wasser 58,55 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Siemens hatte sich aber mit dem Zeitplan für BorWin2 übernommen und geriet außerdem bei HelWin1 und SylWin1 erheblich in Rückstand. Dadurch entstand ein Schaden von mindestens 600 Millionen Euro (130208). Der überstürzte Ausbau des Geschäftsbereichs Windenergie war einer der Gründe, weshalb der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher im Sommer vorigen Jahres vorzeitig gehen mußte (130704).
Der Windpark ist mit 80 Synchron-Anlagen des Typs Multibrid 5000 bestückt, der schon beim Testfeld "alpha ventus" zur Hälfte verwendet wurde (091111). Inzwischen ist Multibrid vom französischen Atomkonzern Areva übernommen und in "Areva Wind" umbenannt worden (100614). Die Typbezeichnung lautet deshalb jetzt "Areva Wind M 5000-116", wobei das M an Multibrid erinnert, die Zahl 5000 die Nennleistung in Kilowatt angibt und die "116" für den Rotordurchmesser in Metern steht.
Wichtigste Gesellschafter der in Hamburg ansässigen Betreibergesellschaft Global Tech I Offshore Wind GmbH sind die Stadtwerke München GmbH und die HEAG Südhessische Energie AG mit jeweils 24,9 Prozent sowie die schweizerische Axpo International mit 24,1 Prozent. Der ursprüngliche Projektentwickler Windreich ist nur noch mit 0,05 Prozent beteiligt.
Wegen der Verzögerung von BorWin2 war zeitweilig beabsichtigt, die Netzanbindung von Global Tech 1provisorisch über die HGÜ-Verbindung BorWin1 herzustellen, deren Kapazität von 400 MW vorläufig nicht ausgelastet war (130310, 120904). Es wurde auch tatsächlich eine Drehstromleitung zur Konverterplattform BorWin alpha verlegt. Zur provisorischen Netzanbindung kam es aber nicht, zumal dann ab August 2013 der Windpark Bard 1 voll in Betrieb ging und die gesamte Kapazität von BorWin1 beanspruchte (130815). Stattdessen sollte Global Tech 1 von BorWin1 aus mit Arbeitsstrom versorgt werden. Aber auch damit war es vorbei, nachdem BorWin1 wegen plötzlich aufgetretener technischer Probleme abgeschaltet werden mußte (140612). Als besonders vordringliche Maßnahme sollte deshalb Global Tech 1 im September mit der Konverterplattform BorWin beta verbunden werden, die im Rahmen der HGÜ-Verbindung BorWin2 nicht nur den erzeugten Strom abtransportieren wird, sondern auch Strom für die Eigenversorgung des Windparks zur Verfügung stellen kann.
Der britische Finanzinvestor Laidlaw übernimmt von der Bard-Gruppe das Offshore-Projekt Veja Mate. Dies teilte am 11. September die Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer mit, die Bard bereits beim Verkauf der drei Nordsee-Projekte Atlantis 1-3 beraten hat (130914). Die Bard-Gruppe hat damit nach langer Suche doch noch einen Käufer gefunden. Bei Veja Mate handelt es sich um das Schwesterprojekt des Windparks Bard 1, der im August vorigen Jahres offiziell eingeweiht wurde (130815), aber wegen technischer Probleme bei der Stromübertragung schon seit Monaten nicht mehr ins Netz einspeisen kann (140612). Das Ausbleiben eines Investors für Veja Mate war einer der Gründe, weshalb Bard sich im November vorigen Jahres aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat und nur noch versucht, den Schaden für die geldgebende Hypovereinsbank möglichst gering zu halten (131109). Der nun erzielte Verkaufserlös dürfte im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Vor knapp zwei Jahren hat Laidlaw bereits das an Veja Mate angrenzende Projekt Deutsche Bucht erworben (130310). Verkäufer war die Windreich-Gruppe, die ein halbes Jahr später Insolvenz anmeldete (130909). Von der gemeinsamen Entwicklung beider Projekte verspricht sich der Investor technische und finanzielle Vorteile. Der Windpark Deutsche Bucht besteht aus 42 Windkraftanlagen mit insgesamt 210 MW, während Veja Mate 80 Anlagen mit insgesamt 400 MW umfaßt. Die Netzanbindung soll über die HGÜ-Projekte BorWin4 und BorWin2 erfolgen. Allerdings ist mit der rechtzeitigen Fertigstellung der Netzanbindung BorWin4 für Deutsche Bucht nicht zu rechnen. Dieser Windpark wird deshalb vorübergehend über BorWin2 angeschlossen. Den Auftrag für die provisorische Anbindung hat der Übertragungsnetzbetreiber TenneT dem Kabelkonzern Prysmian Group erteilt (130310).
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