November 2009

091111

ENERGIE-CHRONIK


 


Blick auf das Offshore-Testfeld "alpha ventus" in der Nordsee
Pressefoto DOTI

Offshore-Testfeld "alpha ventus" kann in Betrieb gehen

Im Offshore-Testfeld "alpha ventus" ist am 16. November die letzte von insgesamt zwölf Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 5 MW errichtet worden. Damit kann der 45 Kilometer nördlich von Borkum in der Nordsee gelegene Windpark (früher "Borkum West") in den kommenden Wochen voll in Betrieb gehen. Er besteht aus jeweils sechs Anlagen der Hersteller Multibrid und Repower, deren Tauglichkeit für den Einsatz vor der Nordseeküste von den drei Energiekonzernen E.ON, Vattenfall und EWE getestet wird. Die beiden Anlagentypen unterscheiden sich nicht nur technisch (siehe unten), sondern auch nach der Art ihrer Verankerung in rund dreißig Meter Tiefe: Beim Repower-Typ gründen die Masten auf einer 900 Tonnen schweren Stahlgitterkonstruktion. Beim Multibrid-Typ erfolgt dagegen die Verankerung auf dem Meeresboden mit einem speziell konstruierten "Tripod"-Fuß.

Das Konsortium aus E.ON, Vattenfall und EWE, das in der Deutschen Offshore- Testfeld und Infrastruktur GmbH (DOTI) zusammenarbeitet, beziffert seine Investitionen in das Projekt mit 250 Millionen Euro. Davon soll das Bundesforschungsministerium dreißig Millionen beisteuern. Ein entsprechender Förderantrag liegt der EU-Kommission zur Genehmigung vor. Weitere zwanzig Millionen Euro stellt das Ministerium für Begleitforschung zur Verfügung, wobei vor allem die Umweltauswirkungen der Offshore-Windkraftanlagen untersucht werden sollen.

Die sechs Windkraftanlagen des Typs Multibrid laufen bereits seit August im Probebetrieb. Der erzeugte Strom wird zunächst mit einer Spannung von 30 kV zu einem Umspannwerk am südöstlichen Eckpunkt der Anlage geführt. Mit 110 kV gelangt er dann über ein 60 Kilometer langes Seekabel zur Insel Norderney und weiter zum Festland. In das Seekabel sind auch Lichtwellenleiter für den Datentransport integriert.

Von den in Deutschland ansässigen Windkraftanlagenbauern boten nur Multibrid und Repower eine Technik an, die den außergewöhnlichen Belastungen auf hoher See gewachsen sein soll. Repower gehört inzwischen mehrheitlich dem indischen Windkraftanlagenbauer Suzlon, der Anfang 2007 beim Bieterwettbewerb mit dem französischen Atomkonzern Areva die Nase vorn hatte (070510). Areva übernahm dafür im Oktober 2007 den Windkraftanlagenhersteller Multibrid. Die zunächst vereinbarte Kooperation zwischen Suzlon und Areva bei der Führung von Repower endete im Juni 2008, als Suzlon auch die 30-prozentige Repower-Beteiligung von Areva erwarb.

Multibrid 5000 und Repower 5 M im Vergleich

Die beiden Offshore-Anlagentypen von Multibrid und Repower haben jeweils dreiflügelige Rotoren und dieselbe Nennleistung von 5 MW. In der technischen Ausführung unterscheiden sie sich aber in vieler Hinsicht:

 
  Multibrid 5000 REpower 5 M
Nennleistung 5 MW 5 MW
Rotordurchmesser 116 m 126 m
Überstrichene Rotorfläche 10.568 qm 12.469 qm
Nabenhöhe 102 m 90 - 120 m
Rotordrehzahl 5,9 - 14,8 U7min 6,9 - 12,1 U/min
Abschalt-Windgeschwindigkeit 25 - 33 m/sec 25 - 30 m/sec
Leistungsregelung Pitch Pitch
Rotormaterial GFK/CFK GFK/CFK
Getriebe Stufenplanetengetriebe Planeten-Stirnradgetriebe
Generator Synchron Asynchron
Turmkopfmasse (mit Rotor) 301,8 t ca. 350 t

 

Wie bei großen Anlagen üblich, sind bei beiden Typen die Generatoren nicht direkt mit dem Netz gekoppelt, sondern speisen über Gleichstromzwischenkreise und Frequenzumrichter ein. Die Drehzahl der Rotoren ist deshalb innerhalb eines weiten Bereichs variabel. Besonders groß ist dieser Bereich bei der Multibrid 5000, die die mechanische Kraft des Rotors über einen permanenterregten Synchrongenerator in elektrische Energie umsetzt. Die Repower 5 M verwendet dagegen einen doppeltgespeisten Asynchrongenerator. Hier ist der Drehzahlbereich enger, da bei Asynchrongeneratoren auch der "Schlupf" für die Leistung eine Rolle spielt.  

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