Mai 2015 |
150504 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der E.ON-Konzern gab am 18. Mai die Investitionsentscheidung für seinen sechsten Offshore-Windpark in Großbritannien bekannt. Es handelt sich um das Projekt Rampion, das 13 Kilometer vor der Küste im Ärmelkanal südlich von Brighton geplant ist. Die 116 Windkraftanlagen des dänischen Herstellers Vestas verfügen über eine Nennleistung von jeweils 3,45 Megawatt (MW) und damit über eine Kapazität von insgesamt 400 MW. Die Wassertiefe beträgt zwischen 19 und 40 Meter. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Als Partner ist die britische Green Investment Bank (GIB) mit 327 Millionen Euro beteiligt. Die GIB wurde von der Regierung mit einem Etat in Höhe von umgerechnet rund 5,3 Milliarden Euro ausgestattet, um erneuerbare Energieprojekte zu unterstützen.
Wie es in einer Pressemitteilung vom 18. Mai weiter heißt, übernimmt E.ON bei dem Gemeinschaftsunternehmen allerlei Dienstleistungen rund um Bau, Betrieb, Instandhaltung und Energiemanagement. Dazu gehöre auch die Anbindung des Windparks über Unterseekabel an das nationale Stromnetz, die Verlegung von rund 26 Kilometer Landleitungen und die Errichtung von Umspannwerken an Land. Diese Übertragungsanlagen würden aber nach der Fertigstellung im Rahmen eines regulierten Verkaufsprozesses veräußert.
E.ON sieht sich als "weltweit drittgrößter Betreiber von Offshore-Windparks". Sieben Windparks mit einer Gesamtleistung von 1,2 Gigawatt seien bereits fertiggestellt und weitere Anlagen mit einer Leistung von 507 Megawatt derzeit im Bau. Seit 2007 habe der Konzern in diesem Bereich bereits über 9,5 Milliarden Euro investiert.
Von den sieben erwähnten Offshore-Windparks befinden sich vier in Großbritannien: Der mit Abstand größte ist der im Juli 2013 eröffnete Windpark London Array, der über 175 Siemens-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 630 MW verfügt (130704). Allerdings handelte es sich bei London Array von Anfang an um ein Gemeinschaftsunternehmen des dänischen Energiekonzerns Dong (50 Prozent) mit E.ON (30 Prozent) und dem Emirat Abu Dhabi (20 Prozent) (081016). Mittlerweile hat Dong die Hälfte seiner Anteile an eine kanadische Bank weiterverkauft. Voll verfügen kann E.ON nur über Robin Riggs in der Irischen See (180 MW) sowie Scroby Sands (60 MW) und Blyth Offshore (4 MW) in der Nordsee.
In den genannten 1,2 Gigawatt enthalten ist ferner Rödsand II in der dänischen Ostsee (207 MW). Auch bei diesem Windpark verfährt E.ON sehr großzügig, wenn er ihn zu seinem Offshore-Imperium zählt, denn er hat ihn schon Ende 2013 zu 80 Prozent einem dänischen Stromversorger verkauft. Der sechste Windpark ist Kårehamn vor der schwedischen Küste (48 MW). Beim siebten handelt es sich wiederum um ein Teileigentum, nämlich um den 26-Prozent-Anteil am Betreiberkonsortium des Testfelds "alpha ventus" (60 MW) in der deutschen Nordsee (100413). Läßt man also jene Windparks beiseite, an denen E.ON nur minderheitlich beteiligt ist, so schrumpfen die 1,2 Gigawatt um drei Viertel und ergeben aktuell nur 292 MW.
Es trifft allerdings zu, daß derzeit eine Leistung von 507 MW im Bau ist. Noch in diesem Jahr dürften die E.ON-Windparks Humber Gateway vor der britischen Küste (219 MW) sowie Amrumbank West in der deutschen Nordsee (288 MW) offiziell den Betrieb aufnehmen. Das Nordsee-Projekt Delta (320 MW), das E.ON Ende 2006 vom Entwickler Enova kaufte (061221), wird dagegen wohl erst im nächsten Jahrzehnt verwirklicht werden. Ungewiß ist bisher auch der Baubeginn für den in der Ostsee geplanten Windpark Arkona Becken Ost (400 MW) und das Projekt Beta Baltic in der Mecklenburger Bucht (rund 120 MW), das früher unter der Bezeichnung Sky 2000 lief. In deutschen Gewässern wird der Konzern damit weiterhin eher schwach vertreten sein.