Mai 2011 |
110508 |
ENERGIE-CHRONIK |
Parallel zum Kabel, das von "Baltic 1" zur Küste bei Rostock führt (blau), wird für die Netzanbindung des sechsmal leistungsfähigeren Windparks "Baltic 2" eine weitere Drehstrom-Verbindung verlegt. |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) nahm am 2. Mai den ersten Windpark vor der deutschen Ostseeküste in Betrieb: Der rund sieben Quadratkilometer große Offshore-Windpark "Baltic 1" befindet sich etwa 15 Kilometer nördlich der Halbinsel Darß-Zingst innerhalb der 12-Seemeilen-Zone (siehe Karte). Er umfaßt 21 Siemens-Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 2,3 Megawatt (MW) und kann so eine Leistung von insgesamt 48,3 MW erbringen. Der erzeugte Strom wird auf auf 150 Kilovolt transformiert und über ein rund 60 Kilometer langes Seekabel zur Küste bei Rostock transportiert. Dort wird er über das Umspannwerk Bentwisch in das Transportnetz von 50Hertz Transmission (früher Vattenfall) eingespeist. Die Eröffnung erfolgte im Beisein der Bundeskanzlerin Angela Merkel, des Schweriner Ministerpräsidenten Erwin Sellering und anderer Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik.
Mit "Baltic 1" verwirklicht die EnBW das erste von insgesamt vier Windkraftprojekten in der Nord- und Ostsee, die sie vor drei Jahren erworben hat (080515). Im nächsten Jahr will sie mit dem Bau der sechsmal leistungsfähigeren Anlage "Baltic 2" (früher "Kriegers Flak") beginnen, die 32 Kilometer nördlich von Rügen liegt. "Baltic 2" liegt außerhalb der 12-Seemeilen-Zone, am Rande der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands (AWZ - siehe Karte). Hier sollen 80 Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils 3,6 MW insgesamt 288 MW erzeugen können. Lieferant ist wiederum Siemens (100615). Die Netzanbindung erfolgt über "Baltic 1" und führt dann parallel zu dem bereits bestehende Drehstromkabel zur Küste bei Rostock.
"Baltic 1" ist der dritte Offshore-Windpark vor der deutschen Küste, nachdem vor einem Jahr in der Nordsee "alpha ventus" den Betrieb aufnahm (100413) und seit Ende 2010 auch "Bard 1" nordöstlich von Borkum mit der Stromerzeugung begonnen hat. Im Testfeld "alpha ventus" prüfen die Energiekonzerne E.ON. EWE und Vattenfall zwei verschiedene 5-MW-Anlagen der Hersteller Multibrid und Repower auf ihre Tauglichkeit für die besonders rauhen Einsatzbedingungen in der Nordsee (100614).
Ursprünglich sollte "Baltic 1" noch vor Ende 2010 ans Netz gehen. Die Inbetriebnahme verzögerte sich indessen, weil die Netzanbindung nicht rechtzeitig fertig wurde. Die EnBW verlangt deshalb Schadenersatz von 50Hertz. Der Transportnetzbetreiber 50Hertz macht die schlechte Witterung und Lieferengpässe verantwortlich. Dem Vernehmen nach haben sich beide Unternehmen für einen Teil des fraglichen Zeitraums auf einen Vergleich geeinigt. Wegen des noch strittigen Teils erwäge man einen Schadenersatzklage in Millionenhöhe, bestätigte die EnBW der Deutschen Presse Agentur (27.5.).