November 2020 |
201105 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die neue E.ON-Vertriebsgesellschaft Westenergie und die zum Konzern der Kölner Stadtwerke gehörende RheinEnergie vereinbarten am 19. November eine "strategische Partnerschaft" bei Strom, Gas, Wasser und Dienstleistungen. Bestandteil der Vereinbarung ist ferner, dass E.ON dem Kölner Partner die Mehrheit am Energieversorger Rhenag überlässt. Vorerst handelt es sich allerdings nur um eine Absichtserklärung, die mit Zustimmung der Aufsichtsgremien von den Vorständen unterzeichnet wurde. Auf dieser Grundlage sollen nun weitere Details der Kooperation ausgearbeitet werden, die dann Anfang 2022 beginnen könnte.
Die Westenergie AG gibt es erst seit 1. Oktober. Sie ging aus der einstigen RWE-Tochter Innogy hervor, die zerschlagen und aufgeteilt wurde, nachdem E.ON und RWE im März 2018 die Aufteilung des deutschen Energiemarktes beschlossen (180301) und dieses Vorhaben von den Kartellbehörden genehmigt bekamen (190202). Inzwischen haben die beiden Konzerne ihre Geschäftsbereiche so arrondiert, dass E.ON den Sektor Vertrieb und Verteilnetze dominieren kann, während RWE im Bereich Stromerzeugung und Stromhandel zum konkurrenzlosen Platzhirsch wird. Unter anderem gelangte E.ON so zu den RWE-Beteiligungen am Kölner Stadtwerke-Konzern. Das erklärt beiläufig auch, weshalb dieser nicht zu den kommunalen Versorgern gehört, die beim Gericht der Europäischen Union in Luxemburg gegen die Marktaufteilung zwischen E.ON und RWE klagen (201004).
Der starke Einfluss von RWE bei dem Kölner Kommunalkonzern begann vor zwanzig Jahren mit der Absicht, eine Sperrminorität von 25 Prozent an der Kölner Gas-, Elektrizitäts- und Wasserversorgung AG (GEW) zu erwerben (001212). Dazu kam es wegen Einspruch des Bundeskartellamts nicht. RWE bekam dann aber zwanzig Prozent an dem neuen Regionalversorger GEW Rheinenergie, der das operative Geschäft der GEW mit lokalen Beteiligungen von RWE vereinigte und auch einen zwanzigprozentigen Anteil an den Stadtwerken Düsseldorf übernehmen durfte, als RWE sich von diesem trennen musste (050308). Eine weitere kapitalmäßige Verflechtung ergab sich, als RWE der GEW Rheinenergie 25,1 Prozent am Strom- und Gasversorger Rhenag überließ (070117).
Die jetzt mit E.ON getroffene Vereinbarung sieht vor, "einzelne Stadtwerke-Beteiligungen der beiden Partner in der Rhenag zusammenzuführen". Ferner ist geplant, "dass die RheinEnergie die Mehrheit an der Rhenag übernimmt und Westenergie mit einem starken Anteil vertreten bleibt". Weiterhin ist vorgesehen, "dass Westenergie ihre Anteile an der RheinEnergie moderat erhöht".
Die neue Westenergie AG verfügt ihren Angaben zufolge über einen Gesamtumsatz von ungefähr fünf Milliarden Euro, rund zehntausend Mitarbeiter und 130 Beteiligungen an Versorgungsunternehmen. Die mit Abstand wichtigste Beteiligung ist die Westnetz GmbH, die es schon seit acht Jahren gibt und nun als Tochter der Dachgesellschaft firmiert, deren Namensgebung sie offenbar inspiriert hat. Die Westnetz GmbH ersetzte 2013 die früheren Verteilnetzgesellschaften der RWE-Regionaltöchter Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems (081007).