Juli 2010

100715

ENERGIE-CHRONIK


Kernfusionsreaktor Iter wird zum "Milliardengrab"

Die Errichtung des Kernfusionsreaktors Iter verschlingt viel mehr Geld, als geplant worden war (061117). Allein für die EU-Staaten, die 45,5 Prozent der Kosten tragen, hat sich der Beitrag mehr als verdoppelt. Im Frühjahr gab die EU-Kommission bekannt, daß sich der ursprünglich mit 2,7 Milliarden Euro bezifferte Anteil sogar auf 7,2 Milliarden Euro erhöhen könnte. Die Mitgliedstaaten beschlossen daraufhin, den europäischen Anteil auf 6,6 Milliarden Euro zu begrenzen und die Mehrkosten in erster Linie aus dem europäischen Forschungshaushalt zu decken. Allein für die Jahre 2012 und 2013 werden Mehrkosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro erwartet. Dies teilte ein Vertreter der Bundesregierung in der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Forschung am 7. Juli mit.

In seiner Sitzung am 12. Juli 2010 beauftragte der Europäische Rat die Kommission mit der Weiterführung des Iter-Projektes auf der Grundlage eines EU-Beitrags von 6,6 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2007 bis 2020. Durch Kostendämpfungsmaßnahmen soll erreicht werden, daß dieser Beitrag ausreicht. Zugleich bestätigte der Rat den besonderen zusätzlichen Finanzbedarf für den Zeitraum 2012/2013 in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

Grüne für Ausstieg aus dem Projekt

"Die Kernfusionsforschung ist ein Milliardengrab", erklärte die Bundestagfraktion der Grünen am 7. Mai zum Bekanntwerden der Finanzlücke. "Man setzt wieder auf eine Risikotechnologie mit ungewissem Ergebnis, anstatt die reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen zu nutzen." Die EU müsse aus dem Iter-Projekt ausstiegen, statt weitere Gelder zu bewilligen. Am 8. Juli stellten die Grünen im Bundestag den Antrag, die Bundesregierung möge der bevorstehenden Iter-Entscheidung des Europäischen Rats nicht zustimmen. Er wurde mit den Stimmen der Regierungskoalition abgelehnt.

Mit dem Iter (International Thermonuclear Experimental Reactor) soll die Energieerzeugung durch Kernfusion erforscht werden. An dem Projekt sind neben der Europäischen Union auch die USA, Russland, Japan, China, Südkorea und Indien beteiligt. Schon vor fünf Jahren hat man sich auf das französische Kernforschungszentrum Cadarache als Standort geeinigt (050609). Bisher wurde in Cadarache aber lediglich der Baugrund planiert. Die ersten Fusionsversuche sollen Ende 2019 unternommen werden.

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