Mai 2010 |
100508 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stadtwerke Düsseldorf verzeichneten im Geschäftsjahr 2009 einen Rückgang des Stromabsatzes um 18 Prozent auf 5,3 Terawattstunden (TWh) gegenüber dem Vorjahr. Bei der Erdgas- und Fernwärmeversorgung verringerte sich der Absatz um vier Prozent auf 1,3 TWh. Vorstandsmitglied Rainer Pennekamp sprach von einem "insgesamt noch zufriedenstellenden Absatz", der mit der momentanen Wirtschaftskrise zu erklären sei. Die schwache Konjunktur werde weiterhin "die Ergebnislage in unserem Kernsegment Energie belasten". Indessen habe man "mit EnBW einen starken Partner an unserer Seite".
Hinter dieser Vorstandsprosa verbirgt sich offenbar ein erheblicher Kundenverlust, der dadurch entstand, daß die EnBW-Tochter zum 1. April 2009 die Haushaltsstrompreise um durchschnittlich sechs Prozent erhöhte. Laut FAZ (3.5.) hat daraufhin jeder zehnte Kunde außerhalb der Stadtgrenzen gekündigt. Pennekamp hat jedenfalls für dieses Jahr eine Pause beim Drehen an der Preisschraube angekündigt. "Ehe wir die nächste Preiserhöhung vornehmen, werden wir zunächst die Kosten nach zusätzlichem Sparpotential durchforsten", versprach er.
Trotz des 18-prozentigen Rückgangs beim Hauptgeschäft mit Strom konnten die Stadtwerke ihre Umsatzerlöse um zwei Prozent auf 1918 Millionen Euro steigern. Der Jahresgewinn vor Steuern stieg um 1,5 auf 92 Millionen Euro.
Die Stadtwerke Düsseldorf sind seit 2006 eine Tochter der Energie Baden-Württemberg (051206), die ihrerseits unter dem Druck ihres Hauptaktionärs EDF steht und jede Möglichkeit zu Preiserhöhungen nutzt. Die Privatisierung der Stadtwerke war 2001 gegen den Widerstand von Bürgern, Management und Aufsichtsrat durch den Düsseldorfer Oberbürgermeister Erwin (CDU) betrieben worden (010508). Zunächst konnte die EnBW aber nur 29,9 Prozent übernehmen (010707). Der damalige EnBW-Chef Claassen unternahm dennoch alle Anstrengungen, um die Gewinne durch rigide Sparmaßnahmen zu erhöhen (040306) und das noch widerstrebenden Management der Stadtwerke unter sein Regiment zu zwingen (040506). Im Zuge des sich so entwickelnden Machtkampfs (041104) warf der Aufsichtsratsvorsitzende Christiansen dem EnBW-Chef vor, er trete auf "wie Idi Amin, mit einem Messer zwischen den Zähnen, und das Blut laufe an den Mundwinkeln herunter" (050618). Mit politischer Unterstützung durch CDU und FDP konnte die EnBW den Aufsichtsratsvorsitzenden ausbooten und 2006 die Mehrheit an den Stadtwerken übernehmen (051206). Den Antrag auf die Zulassung eines neuen Bürgerbegehrens gegen die Einverleibung der Stadtwerke blockte die Rathauskoalition ebenfalls ab (060110).