Mai 2004 |
040506 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) plant eine Klage gegen den Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf, weil dieser ihr nicht die Informationen zukommen lasse, die ihr als Großaktionär zustünden. Wie die "Financial Times Deutschland" (24.5.) weiter berichtete, will EnBW-Chef Utz Claassen damit den Druck auf Stadtwerke-Chef Karl-Heinz Lause erhöhen. Claassen verfolge die Absicht, die EnBW-Beteiligung an den Stadtwerken zur Mehrheit auszubauen, um in ähnlich durchgreifender Weise wie bei der EnBW seine Renditeziele durchsetzen zu können. Lause sei ein Gegner dieses Vorhabens.
Die EnBW hatte 2001 einen Anteil von 29,9 Prozent an den Stadtwerken übernommen, wofür sie 875 Millionen Mark zuzüglich Nebenleistungen im Umfang von weiteren 45 Millionen Mark zahlte (010707). Dieser Preis gilt heute als stark überhöht und war eine der Ursachen der "erheblichen Ertragsbelastungen", die der neue EnBW-Chef Claassen nach seinem Amtsantritt feststellte (030706). Schon anläßlich der letzten Bilanzpressekonferenz der EnBW im März 2004 hatte Claassen dem Management der Stadtwerke Düsseldorf mangelnde Bereitschaft zu Kostensenkungen vorgeworfen und so den Konflikt öffentlich gemacht (040306).
Mehrheitseigner der Stadtwerke ist mit 50,1 Prozent noch immer die Stadt Düsseldorf, die ursprünglich eine mehrheitliche Privatisierung beabsichtigt hatte, aber durch einen Bürgerentscheid daran gehindert worden war (010508). Laut "Financial Times Deutschland" (24.5.) hat sich die Stadt ungeachtet des Bürgerentscheids zwei Put-Optionen einräumen lassen, wonach sie bis Ende 2005 die Hälfte und bis Ende 2007 den Rest ihrer derzeitigen Mehrheitsbeteiligung an die EnBW verkaufen könnte. Die Preise seien schon damals festgelegt worden, und zwar mit gut 300 Millionen Euro für die erste und rund 200 Millionen Euro für die zweite Tranche. Bei Ausübung beider Optionen müßte die EnBW somit rund eine Milliarde Euro für 80 Prozent der Stadtwerke zahlen.
Dritter Hauptaktionär der Stadtwerke Düsseldorf
ist bislang noch der RWE-Konzern, der jedoch den Verkauf seiner Beteiligung
von 20 Prozent an die GEW Köln beabsichtigt (031209).
Laut "Financial Times Deutschland" (19.5.) will die GEW 200 Millionen Euro
für die Beteiligung zahlen, die mit einem Buchwert von lediglich 50
Millionen Euro in der RWE-Bilanz steht, so daß sich für RWE
ein Gewinn von 150 Millionen Euro ergäbe. Das Bundeskartellamt habe
dem Verkauf bereits zugestimmt.