Oktober 2013

131002

ENERGIE-CHRONIK


Transportnetzbetreiber beschließen Bau der Gleichstrombrücke "Sued.Link"

Die Transportnetzbetreiber TenneT und TransnetBW haben am 24. Oktober den Bau von "Sued.Link" beschlossen. So lautet die von ihnen gewählte Bezeichnung für die längste der drei Gleichstrom-Brücken, die aufgrund des Bundesbedarfsplangesetzes (130408) bis 2022 gebaut werden sollen. Anscheinend ließen sich die Namensgeber vom Seekabel "Nord.Link" inspirieren, das bis 2018 am nördlichen Ende der 800 Kilometer langen Gleichstrom-Trasse die Verbindung nach Norwegen herstellen wird (120606).


"Sued.Link" ist die mittlere der drei Gleichstrombrücken , die bis 2022 gebaut werden sollen. Festgelegt sind bisher nur die Endpunkte im Norden und Süden. Der Trassenverlauf durch die Netzgebiete von TenneT (gelb) und TransnetBW (rosa) wird deshalb in dieser Darstellung der Bundesnetzagentur nur sehr vage angedeutet.

Die neue Gleichstromverbindung soll vor allem den in Norddeutschland erzeugten Windstrom auf direktem Wege nach Süddeutschland transportieren. Zu diesem Zweck werden zwei parallel verlaufende Leitungen mit einer Kapazität von jeweils 1,3 Gigawatt gebaut, die von den Umspannwerken Wilster und Brunsbüttel, die nördlich von Hamburg liegen, zu den Umspannwerken Grafenrheinfeld und Großgartach in Süddeutschland führen. Laut Netzentwicklungsplan soll die Leitung von Wilster nach Grafenrheinfeld bis 2019 und die von Brunsbüttel nach Großgartach bis 2022 in Betrieb genommen werden (121106).

Im wesentlichen ist "Sued.Link" ein Projekt des Netzbetreibers TenneT, der Ende 2009 vom E.ON-Konzern dessen von der Nordsee bis zu den Alpen reichendes Transportnetz übernommen hat (091101). Die EnBW-Tochter TransnetBW ist nur insoweit involviert, als die von Brunsbüttel nach Großgartach führende Leitung auf dem letzten Abschnitt auch ihr Netzgebiet berührt. Auf die beiden Transportnetzbetreiber kommt nun die schwierige Aufgabe zu, den Trassenverlauf näher zu bestimmen, ehe sie bei der Bundesnetzagentur einen förmlichen Bauantrag stellen. Denn außer den Endpunkten an den genannten Umspannstationen ist bisher nichts festgelegt. Im Netzentwicklungsplan bzw. "Bundesbedarfsplan" (121213) wird der Trassenverlauf lediglich schematisch angegeben (siehe Grafik).

Bundesnetzagentur strich ein Drittel der beantragten Kapazität

In der ersten Fassung des Netzentwicklungsplans wollten die Netzbetreiber im "Korridor C", in dem die beiden Sued.Link-Leitungen parallel verlaufen, sogar drei Leitungen unterbringen, was eine Kapazität von 3,9 Gigawatt ergeben hätte. Als zusätzliche Endpunkte waren die Umspannwerke Kaltenkirchen im Norden und Goldshöfe im Süden vorgesehen. Ein Gutachten der TU Graz weckte jedoch erhebliche Zweifel an der Notwendigkeit einer solchen Dimensionierung sowie an der netztechnischen Begründung für die Umspannwerke Kaltenkirchen im Norden und Goldshöfe im Süden als zusätzliche Ein- bzw. Ausspeisepunkte. Die Bundesnetzagentur strich deshalb diese beiden Endpunkte und verknüpfte die vier verbleibenden anders: Die Leitung nach Grafenrheinfeld, wo mit der Abschaltung des dortigen Kernkraftwerks ab 2016 ein Leistungsdefizit von 1345 MW auftritt, wird nun von Wilster statt von Kaltenkirchen aus beschickt. Und die in Brunsbüttel beginnende Leitung endet nicht in Goldshöfe, sondern in Großgartach, wo mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Neckarwestheim 2 ab 2023 eine Erzeugungskapazität von 1400 MW entfällt.

Gleichstrombrücke soll auch Ringflüsse über Nachbarländer verringern

Obwohl die Gleichstrombrücke nur auf deutschem Territorium verläuft, ist sie darüber hinaus für die Stabilität des europäischen Verbundnetzes von Bedeutung. Unter anderem soll sie die Ringflüsse verringern, die bisher via Niederlande oder Polen ihren Weg nach Süddeutschland nehmen. Vor allem Polen und Tschechien haben sich über diese Belastung ihrer Netze beschwert und angekündigt, die unerwünschten Stromflüsse aus Deutschland durch technische Vorkehrungen abzublocken (120102). Die Gleichstrombrücke und andere inländische Leitungsvorhaben stehen deshalb auch auf der Liste mit 248 vordringlichen Energie-Projekten, die jetzt von der EU-Kommission veröffentlicht wurde (131003).

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