November 2009

091101

ENERGIE-CHRONIK


Die ehemalige E.ON-Regelzone mit dem Höchstspannungsnetz (380/220 kV) und einer Stromkreislänge von 10700 Kilometern wurde in die Transpower GmbH ausgegliedert und jetzt an den niederländischen Netzbetreiber TenneT verkauft, dessen Netz im Nordwesten anschließt. Das Hochspannungsnetz (110 kV) im Gebiet der Regelzone von Transpower verbleibt bei der E.ON Netz GmbH. Für das Verteilnetz im Mittel- und Niederspannungsbereich sind weiterhin insgesamt 35 Netzbetreiber zuständig, zu denen die E.ON-Regionalversorger Bayern, Mitte, Westfalen-Weser, Avacon und Hanse gehören.
(Die Netz-Karten lassen sich jeweils durch Anklicken vergrößern)

E.ON verkauft Strom-Transportnetzbetreiber Transpower für rund eine Milliarde Euro

Der E.ON-Konzern wird sein Strom-Transportnetz in Deutschland, das er im Mai dieses Jahres von der E.ON Netz GmbH abgetrennt und in "Transpower" umbenannt hat (091005), an den staatlichen niederländischen Netzbetreiber TenneT verkaufen. Darauf einigten sich am 10. November beide Unternehmen, nachdem die Aufsichtsgremien ihre Zustimmung gegeben hatten. TenneT wird mit Wirkung zum 31. Dezember 2009 alle Anteile der E.ON-Tochtergesellschaft Transpower Stromübertragungs GmbH übernehmen. Der vereinbarte Unternehmenswert beläuft sich auf 885 Mio Euro. Der Kaufpreis beträgt vorläufig 1,1 Milliarden Euro, da er auch im Unternehmen vorhandene Barmittel berücksichtigt, und wird zum Stichtag 31. Dezember aufgrund der dann feststellbaren Nettofinanzposition endgültig festgelegt. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Mit dem endgültigen Vollzug wird Anfang 2010 gerechnet.

E.ON Netz bleibt für Hochspannungsleitungen im Gebiet der Regelzone zuständig

Die Transpower Stromübertragungs GmbH betreibt 220/380 kV-Leitungen mit einer Gesamtlänge von rund 11.000 Kilometern und beschäftigt an den Standorten Bayreuth, Bamberg und Lehrte rund 650 Mitarbeiter (siehe Tabelle). Sie übernimmt von der bisherigen E.ON Netz GmbH aber nur das Übertragungsnetz und den Betrieb der Regelzone. Das nachgelagerte Verteilnetz gehört weiterhin der E.ON Netz GmbH, soweit es sich um Hochspannungsleitungen (110 kV) handelt, während die Leitungen für Mittel- und Niederspannung in die Zuständigkeit von insgesamt 35 regionalen und lokalen Netzbetreibern fallen. Neben den fünf E.ON-Regionalversorgern Bayern, Mitte, Westfalen-Weser, Avacon und Hanse gehören dazu auch größere eigenständige Unternehmen wie EWE, N-Ergie, Ovag, und Üwag.

Die E.ON-Versorger Thüringer Energie und Edis, deren Netze sich außerhalb der bisherigen E.ON-Regelzone und des Hochspannungsnetzes der E.ON Netz GmbH befinden, sind weiterhin für sämtliche Spannungsebenen des Verteilnetzes von 110 kV bis zum Hausanschluß zuständig. Dasselbe gilt für Teile des Netzgebiets von E.ON Avacon und E.ON Westfalen-Weser.

Regulierung der Nutzungsentgelte macht Netze weniger profitabel

E.ON hatte sich im Februar 2008 zum Verkauf des Stromtransportnetzes und von Kraftwerkskapazitäten bereiterklärt, um ein Kartellverfahren der EU-Kommission wegen mißbräuchlicher Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung abzuwenden (080201). Neben den kartellrechtlichen Ermittlungen der Kommission wegen Marktabsprachen (070710) und Siegelbruchs (080106) dürfte diese Bereitschaft allerdings auch darauf zurückzuführen gewesen sein, daß die regulierten Netze bei weitem nicht mehr so profitabel sind wie früher und gerade auf der Höchstspannungsebene mit Investitionsauflagen zu rechnen ist. Auch eine Peinlichkeit wie der von E.ON verschuldete europaweite Stromausfall vom November 2006 (061101) bleibt dem Konzern künftig erspart. Die Abgabe von Kraftwerkskapazitäten war ebenfalls kein so großes Opfer, wie es zunächst den Anschein haben mochte, da sie im wesentlichen auf eine Art Flurbereinigung im Oligopol des europäischen Strommarktes hinauslief (091005). Die Kommission hatte die von E.ON angebotene Verpflichtungszusagen im November 2008 angenommen und ihr damit Rechtsverbindlichkeit verliehen (081101).

Vattenfall will jetzt nachverhandeln

Der Aufsichtsrat des Vattenfall-Konzerns gab am 2. November seine Zustimmung zum geplanten Verkauf der Vattenfall Europe Transmission GmbH an ein Konsortium aus Deutscher Bank, Allianz und Goldman Sachs für 500 Millionen Euro. Die Konzernleitung äußerte sich daraufhin zuversichtlich, die Transaktion noch bis Jahresende abschließen zu können. Wie die "Financial Times Deutschland" (24.11.) berichtet, hat Vattenfall inzwischen aber die Verkaufsverhandlungen wieder neu aufgerollt und führt auch Gespräche mit anderen Interessenten. Der Grund dafür sei der deutlich höhere Verkaufspreis, den E.ON für die Transpower GmbH erzielt hat, obwohl deren Stromkreise nur etwa zehn Prozent länger sind und zu einem geringeren Teil aus 380-kV-Leitungen bestehen (siehe Tabelle). Der bereits angeschlagene und nur noch bis Sommer 2010 amtierende Konzernchef Vattenfall-Chef Lars Josefsson wolle sich offenbar nicht auch noch nachsagen lassen, er habe das deutsche Übertragungsnetz unter Wert verkauft.

Vattenfall hatte – fünf Monate nach E.ON – im Juli 2008 ebenfalls angekündigt, sein deutsches Stromtransportnetz abgeben zu wollen (080702). Ursprünglich sollte der Verkauf bereits bis Sommer 2009 erfolgen.

Die Stromkreislängen der vier Transportnetzbetreiber in Deutschland

Transportnetzbetreiber
Stromkreislänge
Umspannwerke Netzgebiet in km2 Mitarbeiter
insgesamt 380 kV 240 kV

Transpower Stromübertragungs Gmbh (ehem. E.ON Netz GmbH)

10700 5800 4900 115 140000 700
Amprion GmbH (ehem. RWE Transportnetz GmbH) 11000 5300 5700 180 73100 850
Vattenfall Europe Transmission GmbH 9740 6870 2870 54 109000 516
EnBW Transportnetze AG 3644 1970 1674 56 34600 100

 

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