Juni 1993 |
930614 |
ENERGIE-CHRONIK |
"Offenkundige Mängel" weist nach Ansicht des Medizintechnikers Prof. Werner Irnich eine schwedische Studie auf, derzufolge bei Kindern, die weniger als 50 Meter von einer Hochspannungsleitung entfernt wohnten, doppelt soviele Leukämie-Fälle wie im Landesdurchschnitt festgestellt wurden. Irnich leitet das Institut für Medizinische Technik des Klinikums der Universität Gießen. In der Frankfurter Allgemeinen vom 16.6. führt Irnich eine Reihe von Punkten auf, die für ihn "Zweifel an der Aussagekraft" dieser Studie wecken, die Anfang Oktober vorigen Jahres publiziert wurde und große Beachtung fand. Bei einer kritischen Analyse und Neubewertung der vorgelegten Daten könne die Studie sogar als Beweis dafür herhalten, daß es den behaupteten Zusammenhang zwischen Magnetfeldern und Krebs nicht gibt (siehe auch 921009).
In Hessen haben sich sieben Bürgerinitiativen aus Sinn, Büdingen, Hofheim, Lorch, Wiesbaden, Aßlar und Rodheim zu einem "hessischen Landesverband gegen Elektrosmog" zusammengeschlossen, um die Errichtung von Sendeanlagen für die Mobilfunknetze zu verhindern. Die Mitglieder der Initiativen befürchten, daß durch die Sendeanlagen Herzryhtmusstörungen, Herzrasen, Kopfschmerzen und allgemeine Störungen des Immunsystems verursacht werden könnten (FR, 19.6.; siehe auch 930312 u. 930521).
"Man weiß schlichtweg nicht,
wie ein elektromagnetisches Feld auf den menschlichen Kopf wirkt",
konstatierten die VDI-Nachrichten (11.6.) nach der jüngsten
Anhörung im Bundestagsausschuß für Post und Telekommunikation,
der rund 30 Experten nach den möglichen Auswirkungen hochfrequenter
elektromagnetischer Felder befragte. Die unerläßliche
Forschung auf diesem Gebiet dürfe nicht den Mobilfunkbetreibern
und Geräteherstellern überlassen werden. Hier seien
vielmehr Umweltminister Töpfer und Postminister Bötsch
gefordert: "Sie müssen sicherstellen, daß es zur
elektromagnetischen Umweltverträglichkeit unabhängige
Gutachten geben wird, die frei von Lobbyismus und Profilierungsstreben
sind."