März 2023 |
230311 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Unionsparteien wollen sich nicht mit der Laufzeitenverlängerung für die drei letzten Kernkraftwerke zufriedengeben, die der Bundestag am 11. November beschloss und am 15. April endet (221103). In einem vom 14. März datierten "Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung bezahlbarer Stromversorgung" wiederholen sie ihre bereits im November erhobene Forderung, die Laufzeiten bis zum 31. Dezember 2024 zu verlängern (221103). Und nicht nur das: Zugleich soll der Bundestag bis spätestens 30. September 2024 über eine weitere Verlängerung dieser Befristung entscheiden und ab sofort den Betrieb der Reaktoren nicht mehr durch Kontingentierung der erzeugten Strommengen begrenzen, wie das seit über zwanzig Jahren im Atomgesetz der Fall war.
Der Gesetzentwurf enthält daneben noch andere Korrekturwünsche wie eine bis Ende 2024 befristete Absenkung der Energiesteuer und der Mehrwertsteuer für Strom. Dies dient wohl hauptsächlich dem Zweck, seine Betitelung zu rechtfertigen. Die Union strickt damit an der Legende weiter, dass in Deutschland ohne die drei Kernkraftwerke ein Strommangel drohe, was auch der Grund für die hohen Strompreise sei und durch angeblich nur befristete "Krisenmaßnahmen" verhindert werden müsse (siehe Hintergrund, Januar 2023).
Wie schon im November behauptet die Union in der Begründung ihres Antrags auch jetzt wieder: "Die akuten Krisenmaßnahmen dieses Gesetzes ändern nichts an der grundsätzlichen Entscheidung zur Beendigung der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland." Und wie der Zufall es will, hat auch die rechtsextreme AfD erneut parallel dazu einen eigenen Antrag eingebracht, der die Verlängerung bis Ende 2024 verlangt.
Beide Anträge haben natürlich keine Chancen, vom Bundestag angenommen zu
werden. Gerade aufgrund des rein propagandistischen Charakters ist der
Unionsantrag aber typisch für die von CDU und CSU verfolgte Strategie, die
Diskussion um eine angebliche Unentbehrlichkeit der Kernenergie so lange
am Köcheln zu halten, bis sie mit Hilfe der FDP wieder an die Regierung
gelangen und gemeinsam den Atomausstieg rückgängig machen können.