April 2020

200408

ENERGIE-CHRONIK


Netzbetreiber dringen auf mehr Strom-Autobahnen

Nach Ansicht des südwestdeutschen Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW müssen die bisher vorgesehenen HGÜ-Kapazitäten bis 2050 nochmals verdoppelt werden, um Baden-Württemberg ausreichend mit Strom versorgen zu können. Die im aktuellen Netzentwicklungsplan bis 2030 geplanten zwei Leitungen mit einer Übertragungsleistung von jeweils zwei Gigawatt seien dafür nicht ausreichend, heißt es in einer 86 Seiten umfassenden Studie, die von der EnBW-Netztochter am 22. April veröffentlicht wurde. Bis 2050 werde dieses Bundesland – dessen Übertragungsnetz die TransnetBW betreibt - nur die Hälfte seines Strombedarfs selber erzeugen können, wobei die Selbstversorgung voraussichtlich zu fünfzig Prozent aus Photovoltaik sowie zu jeweils 25 Prozent aus Windkraft und GuD-Anlagen stammen werde. Zur Deckung des verbleibenden "Importbedarfs" sei deshalb der Bau von zwei weiteren HGÜ-Verbindungen mit einer Kapazität von jeweils zwei Gigawatt erforderlich.

Beantragte HGÜ-Verbindung von Westfalen zum Rhein-Main-Gebiet wurde erneut nicht bestätigt

Die Studie ist wohl als Reaktion darauf zu sehen, dass die Bundesnetzagentur den vier Übertragungsnetzbetreibern im aktuellen "Netzentwicklungsplan 2030", den sie am 20. Dezember 2019 bestätigte, den beantragten Bau einer weiteren HGÜ-Verbindung zwischen dem Norden und Süden Deutschlands erneut herausgestrichen hat. Es handelt sich um die Trasse zwischen Uentrop in Westfalen und Altbach im Rhein-Main-Gebiet, die in ähnlicher Form schon 2012 im Entwurf des ersten Netzentwicklungsplans auftauchte (121106). Neu bestätigt wurden nur zwei HGÜ-Projekte im Norden, die von Wilhelmshaven nach Uentrop und von Heide/West nach Polsum führen.

Bislang sind insgesamt vier HGÜ-Brücken zwischen Nord- und Süddeutschland vorgesehen

Aktuell ist bis 2030 der Bau von insgesamt vier HGÜ-Brücken vorgesehen, die den Norden Deutschlands über jeweils hunderte von Kilometern großräumig mit dem Süden verbinden. Sie sollen den von Windparks und anderen Kraftwerken im Norden erzeugten Strom direkt zu den Verbrauchsschwerpunkten südlich des Mains transportieren. Zunächst waren diese "Stromautobahnen" als Freileitungen geplant. Wegen der teilweise heftigen Widerstände wurde dann aber beschlossen, sie vorrangig zu verkabeln, was wesentlich teuerer kommt (151203). Im einzelnen handelt es sich um folgende Projekte:

 

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