November 2014

141109

ENERGIE-CHRONIK


Netzbetreiber halten an HGÜ-Trasse durch Bayern fest

Die Übertragungsnetzbetreiber haben am 4. November die überarbeiteten Entwürfe des Netzentwicklungsplans und des Offshore-Netzentwicklungsplans für das Jahr 2014 vorgelegt. Sie berücksichtigen dabei erklärtermaßen auch Änderungen bei der regionalen Verteilung der EEG-Einspeisung, wie sie sich aufgrund des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes ergeben können. Sie halten aber nach wie vor den Bau der umstrittenen HGÜ-Trasse D für notwendig, die von Ost- nach Süddeutschland führen soll und in Bayern auf starken Widerstand stößt (140201).

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hatte ein "Moratorium" verlangt, das die weitere Umsetzung der Trassenplanung stoppt, bis die Auswirkungen des neuen EEG auf den tatsächlichen Bedarf an "Stromautobahnen" genauer eingeschätzt werden können. Mit der ausdrücklichen Berücksichtigung im Netzentwicklungsplan entfällt dieses Argument, das von Anfang an sehr schwach war.

Leitung soll nicht mehr direkt am ostdeutschen Braunkohlerevier beginnen

Stichhaltiger war und ist der Vorwurf eines überdimensionierten Netzausbaues: Die HGÜ-Trasse D durch Bayern wäre demnach nicht für den Transport von Windstrom von Nord nach Süd erforderlich, sondern würde lediglich dem Zweck dienen, auch bei Starkwind den ungebremsten Transport von Kohlestrom aus den ostdeutschen Braunkohlenrevieren zu ermöglichen (140201).

Schon vor Monaten zeichnete sich ab, daß Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel diese Kritik durch eine Änderung des Trassenverlaufs entkräften will: Die Leitung sollte nicht mehr direkt am ostdeutschen Braunkohlerevier bei Lauchstädt beginnen, sondern in Richtung Mecklenburg-Vorpommern verlängert werden, wo die Windstromeinspeisung stattfindet. In Bayern sollte sie etwas verkürzt werden und bereits am KKW Isar bei Landshut statt am Netzknoten Meitingen enden (140716).

Einspeisepunkt wird nach Wolmirstedt verlegt und eine zweite HGÜ-Strecke bis Güstrow gebaut

Der überarbeitete Netzentwicklungsplan sieht nun vor, den nördlichen Endpunkt der HGÜ-Strecke nach Wolmirstedt zu verlegen. Dieser Netzknoten liegt ungefähr 140 Kilometer nördlich von Lauchstädt und eignet sich ebenfalls zur Aufnahme des Stroms aus den ostdeutschen Braunkohlekraftwerken. Zur Heranführung des im Norden erzeugten Windstroms soll außerdem in Mecklenburg-Vorpommern eine Netzverstärkung durch Umrüstung bestehender Leitungen von 220 auf 380 Kilovolt erfolgen.

Laut "Szenario C 2024" des Netzentwicklungsplans würde sogar eine weitere HGÜ-Trasse neu gebaut, die Wolmirstedt mit dem Netzknoten Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern verbindet. Beide HGÜ-Projekte würden über eine Kapazität von jeweils 2 Gigawatt verfügen und bis 2022 bzw. 2024 in Betrieb genommen werden. Ihre Kapazität ließe sich ohne Mastumbau verdoppeln, falls der anfallende Kohle- bzw. Windstrom dies erfordern sollte.

In Bayern soll die Stromautobahn nicht beim Umspannwerk Meitingen und auch nicht beim KKW Isar 1 enden, sondern in den "Raum Gundremmingen" weitergeführt werden, wo die Blöcke B und C des KKW Gundremmingen bis Ende 2017 bzw. Ende 2021 vom Netz gehen. Die Länge der Leitung Wolmirstedt – Gundremmingen wird mit ungefähr 600 Kilometer angegeben, die des Projekts Wolmirstedt – Güstrow mit rund 240 Kilometer.

Wolmirstedt erfüllt im Osten eine ähnliche Aufgabe wie Meerbusch-Osterath im Westen

Insgesamt ergäbe das eine 840 Kilometer lange HGÜ-Strecke von Güstrow bis Gundremmingen. Es handelt sich freilich nicht um eine durchgehende Verbindung. Die Aufspaltung in zwei separate Abschnitte verdeutlicht, daß es eben keineswegs nur um den Abtransport von Windstrom geht. Der Einspeisepunkt Wolmirstedt erfüllt im Osten eine ähnliche Aufgabe wie Meerbusch-Osterath im Westen: Dort wird die HGÜ-Trasse A, die von Emden nach Philippsburg führt, ebenfalls unterbrochen und in zwei selbständige Abschnitte zerlegt, um die Einspeisung aus den RWE-Kraftwerken des rheinischen Braunkohlereviers zu ermöglichen (130302).

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