März 2018 |
180310 |
ENERGIE-CHRONIK |
In Frankreich ist die vor zweieinhalb Jahren beschlossene Neuordnung der Nuklearwirtschaft (150703) zum Abschluss gekommen: Seit 23. Januar gibt es den früheren Nuklearkonzern Areva zumindest dem Namen nach nicht mehr. Was davon übrig blieb – das sind die Bereiche Uran-Gewinnung, Anreicherung, Wiederaufarbeitung und Entsorgung – nennt sich jetzt Orano. Unter dem neuen Namen bleibt Areva außerdem für die Abwicklung der Altlasten aus dem Reaktor-Projekt Olkiluoto 3 in Finnland zuständig. Hierzu haben Areva SA, Areva NP, Areva GmbH and Siemens AG mit dem finnischen Auftraggeber TVO soeben eine Vergleichsvereinbarung geschlossen, die den jahrelangen Streit wegen der Verzögerungen und Kostensteigerungen beenden soll (180309).
Im übrigen wurde das gesamte Geschäft mit Bau und Instandhaltung von Reaktoren der Electricité de France (EDF) übertragen. Zugleich ließ man den Namen des Reaktorbauers Framatome wieder aufleben, aus dessen Fusion mit dem Kernbrennstoffbeschaffer Cogema vor siebzehn Jahren der Areva-Konzern hervorging (010916) und dessen Aktivitäten seit 2006 unter Areva NP firmierten. Die neue Framatome gehört zu 75,5 Prozent der EDF. Den Rest halten der japanische Reaktorbauer Mitsubishi (19,5 Prozent) und der nukleartechnische Dienstleister Assystem (5 Prozent). Faktisch übernimmt Framatome im Auftrag von Orano auch die Fertigstellung des Reaktors in Finnland.
Der Kunstname "Orano" wurde unter rund 200 Vorschlägen ausgewählt, weil er an den Kernbrennstoff Uran anklingt, auf den sich das neu strukturierte Unternehmen künftig ausschließlich konzentrieren wird. Laut Orano-Generaldirektor Philippe Knoche bringt er die Überzeugung zum Ausdruck, dass die Kernenergie eine Zukunft habe. Den Namen "Areva" soll dagegen die frühere Konzernchefin Anne Lauvergeon erfunden und von einem festungsartigen Kloster abgeleitet haben, das ihr in der spanischen Ortschaft Arévalo imponiert hat.
Inzwischen ist die Kernenergie allerdings eher auf dem Rückzug, und selbst in Frankreich gibt es Zweifel, ob die Herstellung und Wiederaufarbeitung von Brennelementen eine strahlende Zukunft hat. Wohl aus diesem Grund will Orano sich verstärkt als Spezialist für die Beseitigung von Kernkraftwerken empfehlen. Laut "Le Monde" (23.1.) rechnet das Unternehmen mit 150 Reaktoren, die bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit zu entsorgen sind. "Das ist ein echter Markt für uns", heiße es unternehmensintern.