Januar 2017

170104

ENERGIE-CHRONIK


Auch Tschechien kann jetzt unerwünschte Stromflüsse aus Deutschland abblocken

Der tschechische Übertragungsnetzbetreiber CEPS hat in seinem Umspannwerk Hradec zwei Phasenschieber-Transformatoren installiert. Damit kann künftig auch Tschechien unerwünschte Stromflüsse aus Deutschland abblocken, nachdem im Frühjahr 2016 bereits der polnische Übertragungsnetzbetreiber PSE zwei Phasenschieber im Umspannwerk Mikulowa in Betrieb genommen hat (160307). Als Folge werden die Netzengpässe zwischen dem Norden und Süden Deutschlands noch stärker belastet. Zugleich wächst der Druck auf Österreich, die geplante Auflösung des deutsch-österreichischen Stromhandelszone zu akzeptieren (161102).


Phasenschieber des italienischen Herstellers TAMINI
Foto: TAMINI

CEPS will in Hradec insgesamt vier Phasenschieber installieren. Davon werden je zwei parallel geschaltet, um die Stromflüsse in den beiden 400-Kilovolt-Leitungen zu steuern, die Hradec mit dem Umspannwerk Röhrsdorf des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz sowie mit dem Umspannwerk Etzenricht von TenneT in Bayern verbinden. Wie CEPS und 50Hertz am 17. Januar mitteilten, konnten vorläufig aber nur zwei der Transformatoren installiert werden. Die beiden anderen würden voraussichtlich Mitte 2017 in Betrieb genommen werden.

Grund der Verzögerung ist ein Fehler, der an einem der Transformatoren festgestellt wurde und erst vom italienischen Hersteller TAMINI repariert werden mußte. Inzwischen hat der Phasenschieber den Abnahmetest erfolgreich bestanden. Der Transport in das Umspannwerk Hradec soll im Februar 2017 stattfinden und nimmt etwa einen Monat in Anspruch. Allerdings könnte er durch extreme Witterungsbedingungen wie Außentemperaturen unter minus 20 Grad und die Unbefahrbarkeit der Elbe erschwert werden. Die Montage und die Prüfung vor Ort nehmen mindestens zwei weitere Monate in Anspruch.

50Hertz wird im Umspannwerk Röhrsdorf noch in diesem Jahr zwei weitere Phasenschieber-Transformatoren in Betrieb nehmen. Damit ist das mit CEPS vereinbarte Investitionsprogramm zur Steuerung der grenzüberschreitenden Stromflüsse abgeschlossen.

Österreich legt Beschwerde gegen ACER-Beschluß ein und erwägt Klage vor dem Europäischen Gericht

Die österreichische Energieregulierungsbehörde E-Control hat am 17. Januar Beschwerde gegen den Beschluß der europäischen Regulierungsagentur ACER eingelegt, die deutsch-österreichische Stromhandelszone aufzulösen (161102). Sie hält ACER nicht für befugt, über die Preiszonenfrage zu entscheiden. Stattdessen habe die ENTSO-E als Verband der europäischen Stromübertragungsnetzbetreiber zu prüfen, ob zwischen Deutschland und Österreich Engpässe bestehen. Über die von ENTSO-E vorgeschlagenen Gebotszonenkonfigurationen hätten letztendlich die betroffenen Mitgliedstaaten zu entscheiden, nicht ACER.

Über die Beschwerde hat der Beschwerdeausschuß von ACER binnen zwei Monaten zu befinden. Sollte sie nicht erfolgreich sein, erwägt E-Control eine Nichtigkeitsklage gegen die Entscheidung des Beschwerdeausschusses vor dem Europäischen Gericht in Luxemburg. E-Control hat dieses Gericht bereits einmal bemüht. Es ging dabei um die ACER-Stellungnahme von September 2015, in der erstmals gefordert wurde, den deutsch-österreichischen Strommarkt zu trennen (150907). Laut E-Control entschied das Gericht im Oktober 2016, daß dieser Beschluß rechtlich unverbindlich sei und keine Rechtswirkung entfalte.

 

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