Juni 2015 |
150607 |
ENERGIE-CHRONIK |
Nicht mehr ganz frisch sind diese Zahlen, die einer EU-Publikation zum Stand der Erneuerbaren entnommen wurden. Zum Beispiel hat sich mittlerweile die vor der deutschen Küste installierte Offshore-Kapazität um etwa 60 Prozent erhöht. Es wird aber doch deutlich, wie Großbritannien – und wahrscheinlich auch weiterhin Dänemark – in diesem Bereich der Windenergie führend sind. Bei einem Gesamtvergleich der an Land und auf See installierten Windkraft-Kapazitäten übertrifft Deutschland allerdings Großbritannien ungefähr um das Dreifache und Dänemark um das Siebenfache. |
In der Liverpool Bay vor der nordwalisischen Küste wurde am 18. Juni der Windpark Gwynt y Môr offiziell eingeweiht. Mit einer Nennleistung von insgesamt 576 MW kann er beanspruchen, weltweit der zweitgrößte Offshore-Windpark zu sein. Eigentümer sind RWE Innogy (60 Prozent), die Stadtwerke München (30 Prozent) und der Siemens-Konzern (10 Prozent). Die Stromerzeugung erfolgt mit 160 Siemens-Anlagen des Typs SWT-3.6-107, die über eine Leistung von jeweils 3,6 MW verfügen. Mit Anlagen dieses Typs ist auch der noch größere Windpark "London Array" (630 MW) ausgerüstet, der vor zwei Jahren in Betrieb ging.
Das rund achtzig Quadratkilometer große Areal befindet sich 13 Kilometer vor der Küste. Die Windkraftanlagen stehen in einer Wassertiefe von 12 bis 28 Meter auf Monopiles mit einem Durchmesser von fünf Meter. Sie sind durch 33-kV-Kabel mit zwei Umspannwerken verbunden, die den erzeugten Strom auf 132 kV transformieren und über ein Drehstrom-Seekabel zum Festland weiterleiten. In der Nachbarschaft befinden sich die beiden kleineren Windparks Rhyl Flats (90 MW) und North Hoyle (60 MW), die noch etwas näher an der Küste liegen und RWE komplett gehören. Für Überwachung, Betrieb und Instandhaltung aller drei Anlagen wurde im Hafen von Mostyn ein Servicestützpunkt neu eingerichtet, in dem jetzt auch die Einweihungsfeierlichkeiten für Gwynt y Môr stattfanden.
Außer den Anlagen in der Liverpool Bay besitzt RWE in britischen Gewässern über die hälftige Beteiligung am Windpark Great Gabbard, der 23 Kilometer vor der Küste der südenglischen Grafschaft Suffolk mit 140 Windkraftanlagen des Typs SWT-3.6-107 eine Nennleistung von 504 MW aufweist. Zum Offshore-Portfolio des Konzerns gehören ferner eine Beteiligung von 26,7 Prozent an dem 30 Kilometer vor der belgischen Küste gelegenen Windpark Thornton Bank mit 325 MW (130914) und der soeben eröffnete Windpark Nordsee Ost nördlich von Helgoland mit 295 MW (150502). Insgesamt verfügt RWE damit über Beteiligungen oder das komplette Eigentum an 1.556 MW Offshore-Kapazitäten.
In der etwas unklaren Rangliste der größten Offshore-Windparkbetreiber, in der bisher E.ON den dritten Platz beanspruchte (150504), dürfte damit RWE dieser Platz gebühren. Davon geht jedenfalls Konzernchef Peter Terium aus. Bei der Einweihungsfeier meinte er, daß sein Unternehmen mit Gwynt y Môr und Nordsee Ost nun "definitiv in der Champions League der Offshore-Windkraftbetreiber" spiele und "zur Nr. 3 auf dem europäischen Offshore-Markt aufsteigen" werde.
Auf das Vorhaben Atlantic Array im Bristolkanal vor der walisischen Küste hat RWE Ende 2013 wegen technischer Probleme bzw. aus Kostengründen verzichtet (131110). Noch im Planungsstadium befinden sich das Gemeinschaftsunternehmen Doggerbank vor der ostenglischen Küste mit rund 9.000 MW (100107), die Windparks Nordsee 1 - 3 nördlich von Juist mit rund 1.000 MW (081216) und das neben Nordsee Ost gelegene Projekt Kakasi (210 bis 280 MW).
Auch die Stadtwerke München (SWM) haben sich für ein kommunales Unternehmen ungewöhnlich stark im Offshore-Bereich engagiert: Neben den 30 Prozent an Gwynt y Môr besitzen sie 49 Prozent am Windpark Dan Tysk (288 MW), der vor zwei Monaten in der deutschen Nordsee eingeweiht wurde. Mehrheitspartner ist in diesem Fall der Offshore-Zweite Vattenfall, mit dem die SWM derzeit als weiteres Projekt den Windpark Sandbank (288 MW) errichten (150503). Außerdem gehören ihnen 25 Prozent am Windpark Global Tech 1(400 MW), der schon seit etlichen Monaten fertiggestellt ist und über die Netzanbindung BorWin 2 Strom einspeiste (140905), aber noch nicht offiziell eingeweiht wurde , weil die endgültige Netzanbindung über die HGÜ-Leitung BorWin 3 erfolgen soll (150501).