April 2013 |
130418 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die GuD-Blöcke 4 und 5 in Irsching , die E.ON aus Rentabilitätsgründen stillegen wollte, sind erst seit 2011 bzw. 2010 in Betrieb. Da sie netztechnisch unverzichtbar sind, übernimmt nun der Netzbetreiber TenneT für drei Jahre die Regie. Der daneben befindliche Block 3 sollte ebenfalls stillgelegt werden, bleibt aber aufgrund einer Vereinbarung, die bereits Ende 2012 getroffen wurde, bis 2016 in Betriebsbereitschaft. Über seinen eventuellen Einsatz zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität entscheidet ebenfalls TenneT. Block 2 wurde Ende vergangenen Jahres stillgelegt, nachdem er 17 Jahre lang nur noch als "Kaltreserve" gedient hatte. Block 1 ging schon 2006 endgültig vom Netz. Foto: E.ON
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Die Stillegung der Blöcke 4 und 5 im Gaskraftwerk Irsching, die von E.ON und den kommunalen Miteigentümern des Blocks 5 beabsichtigt wurde, ist für die nächsten drei Jahre vom Tisch. Die beiden GuD-Blöcke sollten wegen mangelnder Rentabilität vom Netz gehen, da die Einspeisung von Wind- und Solarstrom den Bedarf an Regelenergie aus Gaskraftwerken deutlich verringert hat (120212). Technisch bleiben solche schnell startenden Gaskraftwerke jedoch unverzichtbar, um jederzeit das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aufrechterhalten zu können. Vor dem Hintergrund ihres im Herbst 2012 erlassenen "Redispatch"-Regelwerks (121109) hat deshalb die Bundesnetzagentur gemeinsam mit E.ON und dem Netzbetreiber TenneT erstmals eine vertragliche Vereinbarung über den Weiterbetrieb von Kraftwerken geschlossen, auf die netztechnisch nicht verzichtet werden kann, obwohl sie sich betriebswirtschaftlich nicht rentieren.
Wie die Beteiligten am 26. April wissen ließen, übernimmt TenneT für drei Jahre die Fixkosten sowie die Betriebshoheit der Blöcke 4 und 5, die zusammen über eine Leistung von 1.400 MW verfügen. E.ON und die kommunalen Miteigentümer erhalten im Gegenzug jährlich einen "zweistelligen Millionenbetrag". Die Eigentümer können außerdem die beiden Blöcke weiterhin zur Stromerzeugung verwenden, soweit dem nicht übergeordnete Gesichtspunkte des Netzbetriebs entgegenstehen. Die anfallenden Kosten darf TenneT in die Netzentgelte eingehen lassen und so letztendlich auf die Strompreise abwälzen.
Laut einer TenneT-Pressemitteilung vom selben Tag fußt die Vereinbarung auf der Festlegung der Bundesnetzagentur, daß für Kraftwerke, die mehr als zehn Prozent auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers laufen, die Übernahme der Fixkosten zur Abfederung der wirtschaftlichen Nachteile für den Kraftwerksbetreiber möglich ist. Dies stelle "eine volkswirtschaftlich effiziente Lösung dar, da das Kraftwerk weiterhin am Marktgeschehen teilnehmen kann und somit nur ein Teil der Gesamtkosten durch die Netzentgelte finanziert werden muß". Letztendlich zeige dieser Vorgang jedoch auch, "daß es dringend Änderungen im Marktdesign für den deutschen und europäischen Strommarkt geben muß, um zukünftig marktinterne Lösungen für ausreichende Erzeugungskapazität zu finden."
Das Kraftwerk Irsching wurde in den sechziger und siebziger Jahren von den Isar-Amperwerken errichtet. Es umfaßte zunächst drei Blöcke mit 151, 312 und 415 MW , die für die Befeuerung mit Schweröl ausgelegt waren, ehe sie auf den wahlweisen Betrieb mit leichtem Heizöl oder Erdgas umgerüstet wurden. Über das Bayernwerk, das sich 1997 die Isar-Amperwerke einverleibte (970707), gelangte das Kraftwerk im Jahr 2000 in den Besitz des damals entstandenen E.ON-Konzerns (000704). Der neue Eigentümer legte 2006 den Block 1 still und behielt Block 2 nur noch als Kaltreserve. Ersatzweise wurde mit dem Bau von zwei neuen GuD-Blöcken begonnen. Der neue Block 4, der im Juli 2011 mit einer Bruttoleistung von 569 MW und einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent ans Netz ging, erhielt zu Ehren des früheren Veba- bzw. E.ON-Chefs den Namen "Ulrich Hartmann" (000306). Bis zur Übergabe an E.ON wurde die Anlage von Siemens jahrelang auf eigenes Risiko gebaut, stufenweise ergänzt und im Probebetrieb getestet (050911). Der neue Block 5 mit einer Leistung von 860 MW und einem Wirkungsgrad von 59,7 Prozent nahm bereits im März 2010 den Betrieb auf. E.ON ist hier aber mit 50,2 Prozent nur Mehrheitseigentümer. Die übrigen Anteile am "Gemeinschaftskraftwerk Irsching" (GKI) gehören der Nürnberger N-ERGIE AG mit 25,2 Prozent, der Frankfurter Mainova AG mit 15,6 Prozent und der Darmstädter HSE mit 9 Prozent (051110). Die Forderung nach Stillegung wegen Unrentabilität war bei Block 5 vor allem von den kommunalen Miteigentümern erhoben worden.