Oktober 2009 |
091017 |
ENERGIE-CHRONIK |
Kurt Mühlhäuser (65), Chef der Stadtwerke München, wurde zum "Energiemanager des Jahres 2009" gekürt. Unter seiner Führung habe sich der Münchener Versorger von einem stark defizitären städtischen Monopolbetrieb in ein wirtschaftlich erfolgreiches und zudem ökologisch vorbildliches kommunales Unternehmen verwandelt, heißt es zur Begründung. Die von der Zeitung "Energie & Management" initiierte Auszeichnung wird jedes Jahr gemeinsam mit der Sozietät Becker Büttner Held und der Managementberatung A.T. Kearney verliehen. Wie andere Preise dient sie nicht zuletzt der Selbstbeweihräucherung der Verleiher, wobei der Erhebung aufs Podest schnell der Absturz folgen kann (040709). Die beiden letzten Preisträger waren EEX-Chef Hans-Bernd Menzel (071122) und EWE-Chef Werner Brinker (061120). Die diesjährige Jury rekrutierte sich aus Hans-Willy Bein (Süddeutsche Zeitung), Matthias Cord (A.T. Kearney, ) Manfred Fischedick (Wuppertal-Institut), Michael Hegel, (Sal. Oppenheim), Christian Held (Becker Büttner Held), Claudia Kemfert (DIW), Hildegard Müller (BDEW), Helmut Sendner (Energie & Management) und Stephan Weil (VKU).
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Markus F. Schmidt (45), bisher Chef der Stadtwerke Düsseldorf, legte am 5. Oktober sein Amt nieder. "Wir beenden unsere Zusammenarbeit im guten Einvernehmen", erklärte dazu EnBW-Chef Hans-Peter Villis, dessen Konzern die Stadtwerke seit 2006 mehrheitlich gehören (051206). Grund für die vorzeitige Trennung seien unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens.
Schmidt war nach Beendigung des Machtkampfes um die Stadtwerke Düsseldorf (041104) unter dem damaligen EnBW-Chef Utz Claassen am 1. Juli 2006 in den Chefsessel gehievt worden und hatte zunächst – durchaus im Sinne der Karlsruher Konzernzentrale – eine expansive Strategie verfolgt. Beispielsweise warb er eifrig um die Stadtwerke Krefeld und Neuss (061218, 071118) und stieg mit 49,9 Prozent bei den Stadtwerken Monheim ein (080613). Unter Claassens Nachfolger Villis hatte sich die Strategie der EnBW mittlerweile aber verändert. Anscheinend auf Weisung aus Karlsruhe durfte Schmidt beim Bieterverfahren um die Minderheitsbeteiligung an den Stadtwerken Wuppertal kein abschließendes Angebot vorlegen und mußte sie der Suez-Tochter Electrabel überlassen (080819).
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Henri Proglio (60), bisher Chef des französischen Energie-, Wasser-, Entsorgungs- und Transportunternehmens Veolia Environnement (041206), wird neuer Chef der Electricité de France (EDF). Er löst Pierre Gadonneix ab, der bei der politischen Führung des Landes ins Fettnäpfchen getreten ist (090715). Die Prozedur, die Proglio von der Auserwählung bis zur formalen Bestellung zu durchlaufen hat, ist typisch für die ziemlich byzantinischen Strukturen des französischen Staats und seiner Konzerne: Zunächst mußte sich Proglio am 27. Oktober der Nationalversammlung und am folgenden Tag dem Senat vorstellen. Am 23. November darf ihn dann der EDF-Verwaltungsrat zum neuen Generaldirektor vorschlagen. Zwei Tage später folgt die Bestätigung des Vorschlags durch den Ministerat. Am Ende steht dann, gewissermaßen als Krönung, die Ernennung durch den Präsidenten höchstselbst per Dekret. Proglio war bisher bei Veolia Vorsitzender sowohl des Vorstandes als auch des Verwaltungsrats. Letzteres will er bleiben. Auch über die Erfüllung dieses Wunsches wird allein die Regierung zu entscheiden haben.
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Mirek Topolanek (53), bis Mai 2009 tschechischer Ministerpräsident und als Vorsitzender des Europäischen Rats ein eifriger Befürworter der "Nabucco"-Pipeline (090102), hat die für einen so hochrangigen Posten wünschenswerte private Distanz zu Energiebossen und halbseidenen Gestalten wie dem italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi vermissen lassen. Im Internet kursieren noch immer Fotos, die von der spanischen Zeitung "El Pais" veröffentlicht wurden und auf denen der konservative Politiker im Sommer 2008 nackt auf der Terrasse von Berlusconis Villa in Sardinien zu sehen ist. Topolanek bestreitet nicht, der Abgebildete zu sein, spricht aber von einem "manipulierten" Foto, was Scherzbolde auf den erigierten Penis beziehen, aber insofern sicher zutreffend ist, als das Gesicht durch Verpixelung unkenntlich gemacht wurde. Auf andere Weise peinlich ist ein von Prager Blättern veröffentliches Foto, das Topolanek im Sommer 2009 auf einer Yacht vor der toskanischen Küste zeigt, wobei ihm außer Söhnen und Lebensgefährtin ein Lobbyist und der Vorstandsvorsitzende des tschechischen Energiekonzerns CEZ, Martin Roman, Gesellschaft leisteten. Gleichzeitig wurde auf einer anderen Yacht am selben Ort der stellvertretende Parteichef der Sozialdemokraten und frühere Handelsminister Milan Urban mit einem CEZ-Lobbyisten abgelichtet. Die Tschechen fragen sich nun, was führende Repräsentanten der beiden wichtigsten Parteien auf privaten Yachten im Mittelmeer mit der CEZ zu besprechen hatten. Die Fotos tauchten nicht ganz zufällig ein paar Wochen vor den Wahlen auf, die eigentlich im Oktober stattfinden sollten, aber durch eine Entscheidung des Verfassungsgerichts inzwischen gestoppt wurden.