Dezember 2004

041206

ENERGIE-CHRONIK


Franzosen kaufen Stadtwerke Braunschweig

Der französische Konzern Veolia Environnement übernimmt die Mehrheitsbeteiligung von 74,9 Prozent an den Stadtwerken Braunschweig, die bisher TXU Europe gehörte. Am 7. Dezember teilte der Braunschweiger Oberbürgermeister Gert Hoffmann mit, daß die Stadt dem Verkauf zustimmt. Dem Vernehmen nach zahlt Veolia 370 Millionen Euro für die Anteile, die TXU Europe vor zweieinhalb Jahren für 420 Millionen Euro von der Stadt erworben hatte (020506).

Aufgrund der Insolvenz des amerikanischen Unternehmens mußte für die Mehrheitsbeteiligung ein neuer Käufer gesucht werden (021109). Als Favorit galt zunächst die E.ON-Tochter Avacon, die gemeinsam mit den Stadtwerken Hannover ein Gebot abgab. Weitere Interessenten waren zeitweilig die Mannheimer MVV, die Energie Baden-Württemberg und der niederländische Essent-Konzern. Das Bundeskartellamt scheint allerdings unmißverständlich signalisiert zu haben, daß es einen Einstieg von E.ON nicht dulden werde. In der Endrunde bewarben sich neben Veolia die australische Investment-Bank Macquarie und die Hamburger HSH Nordbank.

Die Stadt Braunschweig verfügt neben der Minderheitsbeteiligung von 25,1 Prozent über ein Vetorecht bei Verkäufen durch den Mehrheitsaktionär. Deshalb bedurfte der Verkauf der TXU-Anteile ihrer Zustimmung. Die seinerzeit mit TXU vereinbarte Zustimmungspflichtigkeit wird im neuen Vertrag mit Veolia um fünf Jahre bis 2015 verlängert. Ebenfalls aus dem alten Vertrag übernommen und um zwei Jahre bis 2012 verlängert wird der Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen.

Veolia ist schon seit mehreren Jahren in Deutschland aktiv

Bei Veolia Environnement handelt es sich um die frühere Compagnie Générale des Eaux, die sich 1998 in Vivendi bzw. 1999 in Vivendi Environnement umbenannte und seit 2003 ihren jetzigen Namen trägt. Zum Konzern gehören die Unternehmen Veolia Water (Wasser), Onyx (Entsorgung), Dalkia (Energie) und Connex (Transport). Im Energiebereich arbeitet der Konzern mit der Electricité de France (EDF) zusammen.

In Deutschland kooperierte Veolia/Vivendi zunächst mit RWE. Gemeinsam stiegen beide 1999 bei den Berliner Wasserbetrieben ein (990624) und gründeten die erfolglose Multi-Utility-Tochter Avida (011223). Die wachsende geschäftliche Rivalität machte der Zusammenarbeit ein Ende. Seit Mai 2001 besitzt Veolia die Mehrheit bei den Stadtwerken Görlitz (010509). Der französische Konzern bewarb sich außerdem um Beteiligungen an den Stadtwerken Lübeck (021211) und Göttingen (010807) sowie um Gelsenwasser (030812).

Links (intern)