Dezember 2008

081220

ENERGIE-CHRONIK


Personalia

Manfred Lüttke (73), Präsident der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg und Mitglied der CDU, scheint geistig eher bei den Neonazis beheimatet zu sein. Jedenfalls hat er den von den Nazis ermordeten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer als "ganz gewöhnlichen Landesverräter" bezeichnet. Zur Rechtfertigung berief er sich dann auch noch auf ein Buch, das der Bundesvorsitzende der rechtsextremistischen DVU, Gerhard Frey, herausgegeben hat. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt nun wegen des Verdachts der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Die Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg am 7. November fand wegen des Eklats ohne die übliche politische Prominenz statt. Dennoch wurde Lüttke mit nahezu 95 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Immerhin versprach er, daß er sich "künftighin auch bei internen Gesprächen auf der Wasserkraftebene jeglicher Hinweise oder Kommentare zu den geschichtlichen Ereignissen zwischen 1933 und dem 8. Mai 1945 enthalten" werde.

Bernd-Michael Zinow (45) leitet ab 1. Januar 2009 den Bereich Wirtschaft und Politik bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) und berichtet direkt dem Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis. Bislang war Zinow im EnBW-Konzern für den den Bereich Regulierung und Compliance zuständig (030514). Innerhalb des Bereichs Wirtschaft und Politik wird Andreas Renner für die Leitung der Berliner und Brüsseler EnBW-Repräsentanzen zuständig sein. Der frühere Stuttgarter Sozialminister war nach seinem erzwungenen Rücktritt bei der EnBW untergekommen und durfte dort zunächst die Leitung der neu gegründeten "Steuerungsgruppe regenerative Energien" übernehmen (060715). Seit März 2008 vertrat er die EnBW als Lobbyist in Brüssel (080217).

Alfred Tacke (57), bisher Chef der Evonik Steag GmbH und Mitglied im Vorstand des Evonik-Konzerns (070907), ist ab 1. Januar 2009 beide Posten los. Er fällt einer Verkleinerung des Evonik-Vorstands von sieben auf drei Personen zum Opfer, die der scheidende Evonik-Chef Werner Müller (080822) durchgesetzt hat. Presseberichten zufolge soll Tacke versucht haben, Müllers Umbaupläne zu unterlaufen und sich selber als Evonik-Chef ins Spiel zu bringen. Darüber sei die alte Freundschaft zwischen den beiden zerbrochen.

In der ersten Regierung von Gerhard Schröder waren Müller als Bundeswirtschaftsminister und Tacke als Staatssekretär für die umstrittene Ministererlaubnis zur Übernahme der Ruhrgas durch den E.ON-Konzern verantwortlich (020901). Sie hatten damit nicht nur bei der Monopolkommission die Befürchtung geweckt, die Bundesrepublik befinde sich auf dem Weg zu einer "Bananenrepublik" (041102). Als Müller dann RAG-Chef wurde, hatte er seinen Staatssekretär nachgeholt und zum Vorstandsvorsitzenden der RAG-Tochter Steag gemacht (041019).

Nachfolger von Werner Müller als Evonik-Chef wird nun mit Beginn des neuen Jahres, wie vorgesehen, Klaus Engel (52), der bisher die Evonik Degussa GmbH leitete. Außer ihm gehören nur noch Ulrich Weber (Personal) und Heinz-Joachim Wagner (Finanzen) dem verkleinerten Konzern-Vorstand an. Bei der Evonik Steag GmbH übernimmt Joachim Rumstadt (43) anstelle des ausscheidenden Alfred Tacke den Vorsitz. Weitere Mitglieder der Geschäftsführung im Energiebereich sind Wolfgang Cieslik (56), Karl Schnadt (53) und Alfred Geißler (51). Geißler kommt von Vattenfall Europe, wo er bis Ende 2008 als Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor amtierte.