August 2008 |
080822 |
ENERGIE-CHRONIK |
Paavo Lipponen (67), früherer finnischer Ministerpräsident und sozialdemokratischer Parteichef, wird für ein Jahr Berater der Pipeline-Gesellschaft Nord Stream. Nach der mißlungenen Anwerbung des früheren italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi (080517) hat es Gazprom damit erneut geschafft, einen ehemals prominenten Politiker einzukaufen. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) steht bereits seit drei Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream auf der Gehaltsliste der Russen (051202). Nach Angaben der Tageszeitung "Helsingin Sanomat" hat Lipponen den Posten von Gerhard Schröder und Nord-Stream-Geschäftsführer Matthias Warnig angeboten bekommen.
Rudolf Schulten (53), Vorstandsvorsitzender der Mannheimer MVV Energie, wird seinen Wechsel in den Vorstand der Energie Baden-Württemberg (080715) wie geplant zum 1. Januar 2009 vollziehen können. Der Personalausschuß des Aufsichtsrats billigte am 15. August die vorzeitige Auflösung des Vertrags. Zugleich beurlaubte er Schulten für das vierte Quartal. Er entsprach damit teilweise der Forderung des Betriebsrats, der verlangt hatte, Schulten sofort den Stuhl vor die Tür zu stellen. Die Suche nach einem Nachfolger soll "in einem geordneten und ergebnisoffenen Verfahren mit der Beauftragung einer renommierten Personalberatung" erfolgen.
Werner Müller (62), seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender des RAG-Nachfolgers Evonik, will sein Amt schon wieder aufgeben, obwohl er sich die Führung des Evonik-Konzerns bis Mitte 2011 vertraglich zusichern ließ (070907). "Gehe, wenn es am schönsten ist", sagte er zur Begründung. Designierter Nachfolger ist Klaus Engel (52), der bisher die Chemiesparte des Konzerns leitet. Dieser wird sich nun um den geplanten Börsengang kümmern müssen, der immer wieder verschoben wurde. Ersatzweise hat die RAG-Stiftung als Eigentümerin von Evonik im Juni ein Aktienpaket von 25,1 Prozent an den Finanzinvestor CVC Capital verkauft.
Michail Chodorkowskij (45) muß weiterhin im sibirischen Straflager schmachten. Ein Regionalgericht in der Stadt Tschita lehnte am 22. August den Antrag seiner Anwälte ab, ihm den Rest seiner Strafe wegen guter Führung zu erlassen. Der frühere Chef des Ölkonzerns Yukos war vor fünf Jahren wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu neun Jahren Haft verurteilt worden (050610). In Wirklichkeit mußte er dafür büßen, daß er Kremlchef Putin kritisiert hatte. Mit dem Schauprozeß gegen Chodorkowskij machte Putin allen Oligarchen klar, daß sie ihre auf krumme Weise erworbenen Reichtümer nur behalten dürfen, wenn sie sich aus der Politik raushalten.