Mai 2008 |
080517 |
ENERGIE-CHRONIK |
Romano Prodi (68), bis vor kurzem noch italienischer Ministerpräsident, hat ein Angebot der Gazprom abgelehnt, den Vorsitz des russisch-italienischen Gemeinschaftsunternehmens South Stream AG zu übernehmen, mit dem Rußland die EU-Planungen zum Bau der Pipeline "Nabucco" durchkreuzen möchte (080206). Der italienische Politiker bewies damit mehr Anstand als sein deutscher Amtskollege Gerhard Schröder, der sich kurz nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt von Gazprom als Aufsichtsratsvorsitzender der Ostsee-Pipeline einkaufen ließ (051202). Im Falle Prodis wäre die Übernahme eines solchen Postens ein noch größerer Skandal gewesen, da er früher Präsident der Europäischen Kommission war.
Berthold Bonekamp (57), seit kurzem als Chefstratege im Vorstand der RWE AG (080217), wird seinen Vertrag, der zum April 2009 ausläuft, "aus persönlichen Gründen" nicht verlängern. Wie es in einer Pressemitteilung des Konzerns weiter hieß, wurde seine Entscheidung "mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis genommen". Die in Zeitungsartikeln geäußerte Vermutung, der Aufsichtsrat habe im Vorfeld eine Verlängerung des Vertrags abgelehnt, sei "formal und inhaltlich schlichtweg falsch".
Georg Kofler (51), früher Chef des Bezahlfernsehsenders "Premiere", macht jetzt in Energie: Über die "Kofler Energies" bietet er Unternehmen an, deren Energiekosten um mindestens zehn Prozent zu senken. Als Honorar beansprucht er alle Einsparungen, die darüber hinaus gehen. Da Kofler bisher selber nicht viel Ahnung vom Energiemarkt hat, hilft ihm ein ehemaliger RWE-Mitarbeiter namens Konrad Jerusalem bei der praktischen Umsetzung dieser Geschäftsidee.
Dietmar Rieth, ehemaliger Abgeordneter der Grünen im Mainzer Landtag, muß keine Anklage wegen Insolvenz-Verschleppung mehr befürchten. Wie die "Rhein-Zeitung" (2.5.) im Zusammenhang mit dem "Provento"-Prozeß vor dem Landgericht Koblenz berichtete, wurde das im Februar 2004 eingeleitete Ermittlungsverfahren (050514) eingestellt. Rieth war nach seinem Ausscheiden aus dem Mainzer Landtag im Jahr 2001 anderthalb Jahre lang Geschäftsführer des Unternehmens gewesen, das 500 Windpark-Anleger übers Ohr gehauen haben soll. Er diente aber offenbar nur als eine Art grünes Aushängeschild. Weder verfügte er über wirkliche Entscheidungsbefugnisse noch hatte er Kenntnis von den betrügerischen Machenschaften. Tatsächlich gesteuert wurde "Provento" durch einen Steuerberater, der als Aufsichtsratsvorsitzender amtierte. Derzeit gehört der ehemalige Grünen-Abgeordnete noch dem Stadtrat von Neuwied an. Er hat sich aber mit den beiden anderen grünen Stadträten so zerstritten, daß sie ihn als Fraktionsvorsitzenden abwählten.