November 2005 |
051108 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im Laufe des nächsten Jahres sollen mehr als ein Dutzend Verbände und Lobbygruppen der Energiewirtschaft zu einem einzigen Verband zusammengeführt werden, der beispielsweise "Verband der Deutschen Energiewirtschaft" heißen könnte. Dies geht aus einem Positionspapier der Branche zur "Optimierung der Verbands- und Mitgliederstruktur" hervor, über das die "Frankfurter Allgemeine" am 15. November berichtete.
Demnach drängen vor allem die großen Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW auf eine Umgestaltung der in Jahrzehnten gewachsenen Verbändelandschaft. Neben einer höheren politischen Schlagkraft versprechen sie sich davon eine deutliche Reduzierung der Kosten, die ihnen bisher durch mehrfache Mitgliedschaften in verschiedenen Verbänden entstehen. Von der Verbändefusion betroffen wären der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) mit seinen Fachverbänden AGFW, HEA, VDN und VGB, der Verband der Verbundunternehmen und regionalen Energieversorger (VRE) und der Bundesverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW).
Die Effizienz der heutigen Verbandsstruktur wird in dem Positionspapier als "mangelhaft" charakterisiert. Gemessen am Umsatz der Branche hätten der VDEW und seine Fachverbände annähernd viermal so viele Mitarbeiter wie der Verband der Automobilindustrie und mehr als doppelt so viele wie der Verband der Chemischen Industrie.
Da die Initiatoren des Positionspapiers zugleich die größten Geldgeber der Verbände sind, können und wollen sie ihre Pläne erforderlichenfalls mit der Drohung eines kollektiven Austritts durchsetzen. Wie aus dem Zeitungsbericht weiter hervorgeht, legen sie indessen großen Wert darauf, nicht die einzigen Mitglieder des neuen Spitzenverbandes zu sein. Um mit dem Anspruch auftreten zu können, die Interessen der gesamten Branche zu repräsentieren, soll der neue Verband in jedem Falle auch die kommunalen Unternehmen umfassen, die bisher Mitglied im VDEW und BGW sind. Langfristig soll sogar der Bundesverband Erneuerbare Energien (BBE) zum Beitritt eingeladen werden, der seit 1991 als kleiner Konkurrent des VDEW die spezifischen Interessen von 22 Verbänden aus den Bereichen Wasserkraft, Windenergie, Biomasse, Solarenergie und Geothermie vertritt.
Von der geplanten Verbändefusion nicht betroffen sind die eigenständigen Interessenvertretungen Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Sowohl VKU als auch VIK nehmen in energiepolitischen Fragen zum Teil differierende bis konträre Positionen zum VDEW und seinen Fachverbänden ein. Der VKU repräsentiert die Interessen von rund 1380 kommunalen Mitgliedsunternehmen (Stadtwerke) in den Bereichen Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Umweltschutz. Der VIK vertritt hauptsächlich die industriellen Großverbraucher und Eigenerzeuger von Strom.