April 2003 |
030418 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im tschechischen Kernkraftwerk Temelin ging an Ostern auch der zweite Block endgültig ans Netz. Der Probebetrieb hatte im Juni 2002 begonnen (020611), wobei sich wie beim ersten Block (010416) zahlreiche Pannen ereigneten. Die Probleme betrafen wiederum hauptsächlich die Turbine bzw. den nichtnuklearen Teil der Anlage. Zuletzt mußte der Reaktor im März abgeschaltet werden, weil im Sekundärkreislauf des Druckwasserreaktors eine undichte Schweißnaht entdeckt wurde. (FAZ, 29.4.; DPA, 7.3.)
Der staatliche Stromkonzern CEZ, der mehr als drei Viertel des tschechischen Strombedarfs deckt, erhöht damit den nuklearen Anteil seiner Stromerzeugung auf ca. 45 Prozent. Bisher verfügte er nur über die vier WWER-Blöcke des Kernkraftwerks Dukovany mit einer Leistung von insgesamt 1760 MW, die in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ans Netz gingen und durch eine ungewöhnliche Häufung von Pannen auffielen (931016). Die Anlage in Temelin ist ebenfalls mit russischen Reaktoren des Typs WWER ausgerüstet, die über eine Leistung von jeweils 1000 MW verfügen. Nachträglich wurden umfangreiche Konstruktionsänderungen vorgenommen, um westlichen Sicherheitsstandards zu genügen. Dennoch kam es sowohl in Österreich (020110) als auch in Deutschland (010714) zu heftigen Protesten gegen Bau und Inbetriebnahme des grenznahen Kernkraftwerks (siehe Karte). Auch die stockende Privatisierung des Staatskonzerns CEZ (020210) ist teilweise auf die Auseinandersetzungen um Temelin zurückzuführen. Unter dem Druck einer Kampagne gegen "Temelin-Strom" hatte die E.ON Energie vor zwei Jahren erklärt, keinen Strom aus Tschechien mehr beziehen zu wollen (010513).