Als locker gemachtes Wochenblatt ohne parteipolitisches
Etikett erschien ab 1. Juni 1929 "Der Zeitspiegel". Die Herstellung besorgte
die Druckerei der KPD in S 3, 10, die damals als Filiale Mannheim der Papier-
Erzeugungs- und Verwertungs- AG (Peuvag) firmierte .
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur des Blattes
war anfangs Franz Gustav Richter, früheres Mitglied des "Grünen
Schrey" und damaliger Redakteur der "Neuen
Badischen Iandes-Zeitung". Richter wurde jedoch schon nach Erscheinen
der ersten Nummer vom Verleger der NBLZ, Heinrich Gütermann, unter
Druck gesetzt, so daß er zurücktrat.
Nach Erinnerung von Hans Steiner, des ehemaIigen
Verlagsleiters der Rhein-Main-Druck AG in S 3, 10, kam der "Zeitspiegel"
bis 1933 heraus. Es soll sich jedoch um ein auflagenmäßig unbedeutendes
und geschäftlich uninteressantes Blatt gehandelt haben. Richter vermutete,
daß sich die Parteidruckerei für den Fall eines völligen
Verbots der "Arbeiter-Zeitung" ein Ausweichobjekt
sichern wollte.
Aus dem erhalten gebliebenen Exemplar der ersten
Ausgabe geht hervor, daß der "Zeitspiegel" wöchentlich samstags
erschien und zehn Pfennige kostete. Im Untertitel nannte er sich "Südwestdeutsche
Zeitung für Kultur, Wirtschaft und Politik". In seinem Geleitwort
stellte er sich die Aufgabe, "die Interessen der schaffenden Volksschichten"
zu vertreten. - Ein dezenter Hinweis darauf, daß Druck und Verlag
in Händen von Parteiunternehmen der KPD lagen.