Februar 2024

240205

ENERGIE-CHRONIK


Uniper verdient wieder prächtig

Der Uniper-Konzern, der 2022 vom Staat mit Milliarden-Zuschüssen vorm Zusammenbruch gerettet werden musste und seitdem zu über 99 Prozent dem Bund gehört (221211), verdient inzwischen in seinem operativen Geschäft wieder prächtig. Wie er am 15. Februar mitteilte, erwartet er für das Geschäftsjahr 2023 ein "Adjusted Ebit" von über 6,3 Milliarden Euro. Der bereinigte Nettogewinn beträgt mehr als 4,4 Milliarden Euro. Das gute Ergebnis sei vor allem auf Sicherungsgeschäfte im Bereich der Stromerzeugung mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie auf erfolgreiche Termingeschäfte zur Absicherung von Gaslieferverpflichtungen zurückzuführen. Im Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2023 sei die Rückzahlung von 2,3 Milliarden Euro an den Staat vorgesehen.

Inzwischen gehört das Unternehmen der Bundesregierung – den Rest von 0,88 Prozent teilen sich mehr als 290.000 Kleinaktionäre

Die Uniper AG (später Uniper SE) wurde 2016 vom E.ON-Konzern zur Ausgliederung seines konventionellen Kraftwerksgeschäfts und des Gashandels gegründet (160111). Schon im folgenden Jahr verkaufte E.ON seine verbliebene Minderheitsbeteiligung von 47 Prozent an den finnischen Staatskonzern Fortum (170901), der sich durch weitere Zukäufe die komplette Beherrschung des Unternehmens sicherte und dafür auch vom Kreml die mit Blick auf Fortums Russlandgeschäft für notwendig erachtete Zustimmung erhielt (200308). Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sah sich Fortum indessen außerstande, die enormen Mehrkosten auszugleichen, die der deutschen Tochter durch die Vertragsbrüchigkeit des Lieferanten Gazprom entstanden. Die Bundesregierung stellte deshalb insgesamt 13,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um Uniper die weitere Gasbeschaffung aus anderen Quellen zu ermöglichen (220702). Kurz darauf übernahm sie die bisherige Mehrheitsbeteiligung von Fortum sowie im Zuge einer Kapitalerhöhung weitere Aktien und wurde mit 99,12 Prozent faktischer Alleinaktionär des Unternehmens (220908). Die restlichen 0,88 Prozent bzw. 72.983.403 Stück der Uniper-Aktien befinden sich im Besitz von mehr als 290.000 Aktionären, von denen zwei Drittel Privatanleger sind.

Vorgänger Ruhrgas war Alleinimporteur für Erdgas aus Holland und Russland

Blickt man noch weiter zurück, ist Uniper ein Abkömmling der Ruhrgas, die sich der E.ON-Konzern in den Jahren 2001 bis 2003 nach heftigen und ziemlich skandalösen Auseinandersetzungen einverleiben durfte (030101). Die 1926 gegründete Ruhrgas AG war ursprünglich eine Ferngasgesellschaft des Ruhrbergbaues, die ein großes Gebiet im Westen Deutschlands mit Kokereigas versorgte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie zum Alleinimporteur und bundesweiten Netzbetreiber für das Erdgas, das zunächst aus Holland und dann in immer größeren Mengen aus Russland kam. Diese Rolle wurde ihr aber nach der Wiedervereinigung und der Liberalisierung des Energiemarkts von der BASF streitig gemacht, die gemeinsam mit der russischen Gazprom den ostdeutschen "Gaskrieg" entfachte und ein eigenes Ferngasnetz aufbaute (siehe Hintergrund, August 2008).

Aus dem Ruhrgas-Netz wurde die "Open Grid Europe GmbH"

Nach der Einverleibung durch E.ON war die neue E.ON Ruhrgas AG zuletzt nur noch eine Gashandelstochter. Das bundesweite Ruhrgas-Transportnetz wurde im September 2010 in "Open Grid Europe GmbH" umbenannt (110806) und im Mai 2012 für 3,2 Milliarden Euro an ein Finanzkonsortium verkauft (120507). Ab Mai 2013 verlor auch die Gashandelstochter den Namensbestandteil "Ruhrgas" und wurde mit der früheren E.ON Energy Trading SE in der E.ON Global Commodities SE vereinigt (130514).

 

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