November 2021

211104

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Als Referenz für den Anstieg der Erderwärmung dient die durchschnittliche globale Lufttemperatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wie diese Grafik erkennen lässt, hat die Durchschnittstemperatur seitdem schon um 1,3 Grad zugenommen.

Glasgower Klima-Gipfel will Erderwärmung bei 1,5 Grad stoppen

Alle Mitglieder der Vereinten Nationen unterstützen das Ziel, die Erderwärmung durch Treibhausgas-Emissionen auf 1,5 Grad zu begrenzen. So steht es in der Abschlusserklärung der 26. Weltklimakonferenz, die am 13. November in Glasgow nach zweiwöchigen Beratungen zu Ende ging. Das ist ein gewisser Fortschritt gegenüber dem 2-Grad-Ziel im Pariser Klimaabkommen, das nur auf Drängen der besonders bedrohten Inselstaaten eine weitere Begrenzung auf 1,5 Grad als wünschenswerte Möglichkeit in Betracht zog (151209). Aber auch jetzt fehlt dem Bekenntnis die tatsächliche Bereitschaft der knapp 200 Staaten, alle notwendigen Anstrengungen zur Erreichung des proklamierten Ziels zu unternehmen. Aufgrund der bisher vorliegenden Selbstverpflichtungen von 151 Staaten ist bestenfalls zu erwarten, dass die bis zum Ende des Jahrhunderts eintretende globale Temperaturerhöhung auf 2,4 Grad gegenüber dem Stand vor der Industrialisierung gemildert wird (siehe Grafik).

Ölförderer und Kohleverstromer verwässerten die Abschlusserklärung

Wegen der erforderlichen Einstimmigkeit konnten Ölförderer wie Saudi-Arabien und stark von der Kohle abhängige Länder wie China und Indien die sehr allgemein gehaltene Abschlusserklärung noch verwässern. So torpedierten sie die vorgesehene Formulierung, dass die Subventionierung fossiler Energieträger beendet werden müsse und erreichten, dass nur noch von "ineffizienten Subventionen" die Rede ist. Da dieser Begriff nicht weiter definiert wurde, bleibt es somit den Kohleländern überlassen, wie sie ihn auslegen.

Um den geringen Minimalkonsens zu umschiffen, der sich bei einstimmigen Beschlüssen ergibt, hatte die britische Präsidentschaft eine Reihe von Erklärungen und Abkommen vorbereitet, die mit den jeweiligen Staaten bereits abgestimmt waren. Sie erwiesen sich als nützliches Instrument, um die blockierende oder zögerliche Haltung der Staaten in einzelnen Fragen der Klimapolitik aufzubrechen und partielle Koalitionen der Vernunft zu schmieden.

Deutschland unterzeichnete 13 von 14 "Vorreiter-Erklärungen"...

Wie das Bundesumweltministerium mitteilte, hat Deutschland 13 dieser insgesamt 14 "Vorreiter-Erklärungen" der britischen COP26-Präsidentschaft unterzeichnet. Dazu gehört das Global Coal to Clean Power Transition Statement, eine von 40 Ländern gebildete Allianz für den Kohleausstieg, die ab 2030 oder spätestens im folgenden Jahrzehnt die Kohleverstromung beenden wollen. Von diesen Länder bekennen sich 23 erstmals zu dieser Absicht, darunter Polen, Vietnam und Chile. Die weltweit größten Kohle-Treibhausgasemittenten China, USA, Indien und Australien sind freilich nicht dabei. Ferner unterzeichnete Deutschland die Erklärung zum Ausstieg aus der internationalen Finanzierung von fossilen Energieträgern, den Global Forest Finance Pledge, die Leaders Declaration on Forest and Land Use, die Glasgow Breakthroughs für mehr Klimaschutz bei Energie, Straßenverkehr, Stahl und Wasserstoff sowie den "Global Methane Pledge", der die klimaschädlichen Methanemissionen weltweit bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 senken will.

...mit Ausnahme des Abschieds vom Verbrennungsmotor

Unerwähnt ließ das Ministerium die einzige Vorreiter-Erklärung, die Deutschland nicht unterzeichnet hat: Es handelt sich um ein Bündnis von 24 Ländern, das bis 2040 das Ende des Verbrennungsmotors erreichen will. Diese Erklärung wurde sogar von sechs Autoherstellern unterzeichnet, darunter aus Deutschland Mercedes-Benz. Am Umweltministerium lag diese Zurückhaltung freilich nicht. Vielmehr hatte der noch amtierende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Einspruch gegen eine deutsche Beteiligung erhoben und sich damit durchgesetzt. Er begründete dies damit, dass Verbrennungsmotoren auch mit Wasserstoff oder synthetischen Brennstoffen betrieben werden könnten, die CO2-frei mit Grünstrom hergestellt werden. Tatsächlich untersucht der BMW-Konzern, zu dem die CSU besonders enge Beziehungen pflegt, schon seit mehr als zwanzig Jahren die Verwendung von Wasserstoff für den Antrieb von Verbrennungsmotoren (981124). Dagegen hat Mercedes-Benz die Verwendung von Wasserstoff als Energielieferant für Brennstoffzellen-Fahrzeuge favorisiert (090905).

 

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