Dezember 2018 |
181213 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stadtwerke München (SWM) und die E.ON-Tochter Bayernwerk AG haben die Gründung einer gemeinsamen Stromnetzgesellschaft vereinbart. Die neue "RegioNetz-München GmbH" verfügt über ein rund 1.340 Kilometer langes Stromnetz mit rund 15.000 Hausanschlüssen in verschiedenen Umlandgemeinden nördlich und östlich von München. Im Rahmen der Kooperation bleiben die SWM für den Netzbetrieb in Garching, Aschheim, Kirchheim und Feldkirchen zuständig, während Bayernwerk den Netzbetrieb in Karlsfeld, Oberschleißheim und Unterföhring erbringt. Die Vereinbarung wurde am 29. November unterzeichnet. Die Kartellbehörden hätten der Kooperation bereits zugestimmt, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
"Hintergrund der Neugründung ist vermutlich, dass die beiden großen Netzanbieter langjährige Rechtsstreitigkeiten vermeiden wollen", hiess es dazu in einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (6.12.). In der Vergangenheit hätten sich aus der Neuausschreibung von Stromkonzessionen mit anschließendem Wechsel des Netzbetreibers immer wieder Konflikte ergeben. Zum Beispiel sei es vor knapp vier Jahren in der Gemeinde Aschheim zu Unmut gekommen, nachdem die Stadtwerke München bei der Ausschreibung den Zuschlag bekamen und die E.ON-Tochter Bayernwerk die Konzession für das Stromnetz abgeben musste.
Die Bayernwerk AG hatte 2013 von der ehemaligen E.ON Bayern AG den Betrieb der regionalen Verteilnetze auf Mittel- und Niederspannungsebene übernommen (131204). Ein Jahr später kam noch das 110-kV-Netz hinzu, das nach dem Verkauf des E.ON-Übertragungsnetzes an TenneT bei der E.ON Netz GmbH verblieben war (091101). Bei der 2014 erfolgten Auflösung der E.ON Netz GmbH wurde deren Hochspannungsnetz auf die drei regionalen Verteilnetzbetreiber HanseWerk AG, Avacon-Netz und Bayernwerk verteilt. Infolge verschärfter Entflechtungsvorschriften übernahm zum 1. Juli 2017 die neu gegründete Bayernwerk Netz GmbH die E.ON gehörenden Verteilnetze in Bayern. Die Bayernwerk AG ist seitdem kein direkter Netzbetreiber mehr, sondern eine Holding, die neben dieser hundertprozentigen Tochter noch andere E.ON-Beteiligungen hält. Die Stadtwerke München haben den Netzbetrieb ihrer Tochter "SWM Infrastruktur GmbH & Co. KG" übertragen.
Schon zum Jahresanfang 2018 kam es im Raum Aachen zu einer noch umfassenderen Kooperation zwischen den Stadtwerken Aachen (Stawag) und der Energie- und Wasser- Versorgung GmbH (EWV), Stolberg. Die hier entstandene Regionetz GmbH umfaßt den gesamten Netzbetrieb der beiden Kommunalversorger in der Stadt Aachen, der Städteregion Aachen sowie Teilen der Kreise Düren und Heinsberg mit rund 600 Beschäftigten. Der Name "Regionetz" wurde von der bisherigen EWV-Netzgesellschaft übernommen, weil er griffiger wirkt als "Infrawest GmbH", wie die Netzgesellschaft der Stawag hieß. Da die Stadtwerke Aachen über etwas mehr als fünfzig Prozent an der Regionetz GmbH verfügen, ist diese ein mehrheitlich kommunales Unternehmen. Bei der EWV sind dagegen die Kommunen weiter in der Minderheit, da 53,72 Prozent des Unternehmens der RWE-Tochter Innogy gehören (bzw. demnächst E.ON).