Dezember 2017 |
171204 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Chemiekonzern BASF will seine Tochter Wintershall mit dem Öl- und Gasförderer DEA verschmelzen, den der russische Oligarch Michael Friedman 2015 vom RWE-Konzern übernommen hat (150118). Wie beide Seiten am 7. Dezember mitteilten, unterzeichnete sie an diesem Tag eine entsprechende Absichtserklärung. Als Vertragspartner der BASF fungiert dabei die in Luxemburg angesiedelte Gesellschaft "Letter One", deren Hauptaktionär Friedman ist. Das neue Gemeinschaftsunternehmen soll "Wintershall DEA" heißen. Die BASF würde daran mit 67 Prozent die Mehrheit besitzen, während "Letter One" für die Einbringung sämtlicher DEA-Anteile mit 33 Prozent beteiligt wird.
In den kommenden Monaten wollen beide Seiten das geplante Geschaft einer Risikoprüfung ("due diligence") unterziehen und über endgültige Vereinbarungen verhandeln. Die BASF würde den Vorstandsvorsitzenden benennen und Letter One dessen Stellvertreter. Das Unternehmen soll seinen Hauptsitz sowohl in Kassel als auch in Hamburg haben. In diesen beiden Städten sind bisher die Zentralen von Wintershall bzw. DEA angesiedelt.
Die 1894 gegründete Bohrgesellschaft Wintershall gehört seit 1969 der BASF. Der Chemiekonzern erweiterte damit seinen Geschäftsbereich auf die Förderung von Erdöl und Erdgas. Nach der Wiedervereinigung betätigte sich die Wintershall aber auch zunehmend im Gashandel. Sie wurde nun zur Speerspitze der BASF im Kampf mit der Ruhrgas, die bis dahin der Alleinimporteur von russischem Erdgas war (siehe Hintergrund August 2008). Dabei kam es zur Gründung mehrerer Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Staatsmonopolisten Gazprom wie der WIEH (1990), der Wingas (1993) und der Urengoygazprom (2003). Auch beim Projekt der Gaspipeline Nord Stream durch die Ostsee war die BASF von Anfang an dabei (050902). Ebenso wollte sie sich später an dem Gazprom-Projekt "South Stream" beteiligen (110309). Insgesamt machten so die BASF und ihre Tochter Wintershall den Türöffner für die weitreichenden Expansionsziele des Kreml auf dem westeuropäischen Markt (060403), bis die Ukraine-Krise der allzu engen Partnerschaft ein Ende setzte (140706, 141202, siehe auch Hintergrund November 2012).