Dezember 2015

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ENERGIE-CHRONIK


 

 

Die Senkung des Gaspreises um 0,66 Cent pro Kilowattstunde, die 2015 möglich gewesen wäre (links), gilt für den durchschnittlichen Bundeshaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh und entspräche einer jährlichen Einsparung von 132 Euro. In den einzelnen Bundesländern sind aber die Gaspreise und damit auch die entgangenen Kostensenkungen sehr unterschiedlich, wie die Grafik rechts zeigt.

Gaskunden hätten 2015 um 1,54 Milliarden Euro entlastet werden können

Die Gasanbieter haben den Rückgang der Gaspreise auch 2015 kaum an die Verbraucher weitergegeben. Das abermalige Absacken der Importpreise hätte zu einem Verbraucherpreis von 5,72 Cent/kWh führen müssen. Tatsächlich sanken die Preise aber nur geringfügig auf 6,38 Cent/kWh. Das heißt, daß 0,66 Cent/kWh oder zehn Prozent des Haushalts-Gaspreises aus einer unnötigen Belastung bestanden. Die Gaswirtschaft erzielte dadurch zusätzliche Einnahmen von 1,30 Milliarden Euro, während die privaten Verbraucher wegen des Umsatzsteuereffekts sogar mit 1,54 Milliarden Euro zusätzlich belastet wurden. Zu diesem Befund gelangt eine Kurzstudie, die im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen erstellt und Ende Dezember veröffentlicht wurde. Verfasser der Studie ist Steffen Bukold vom Energieinformationsdienst "EnergyComment" in Hamburg.

Einem Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh entstand demnach eine Mehrbelastung von 132 Euro, wobei die einzelnen Bundesländer aber unterschiedlich stark betroffen waren: Die Spannbreite reicht von 172 Euro Mehrkosten in Baden-Württemberg bis zu 10 Euro zusätzlicher Einsparung in Berlin. In den alten Bundesländern war die Mehrbelastung mit 136 Euro deutlich höher als in den neuen Bundesländern mit 117 Euro (siehe Grafik).

BDEW hält Beschaffungskosten für zu niedrig angesetzt

"Die in dem Papier unterstellten niedrigen Beschaffungskosten sind in der Realität so nicht erzielbar", hieß es dazu in einer Stellungnahme des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Autor stütze seine Berechnungen faktisch auf die Preise am Spotmarkt. Mit Käufen am Spotmarkt würden aber üblicherweise nur kurzfristige Schwankungen bei der Gasnachfrage ausgeglichen. Maßgeblich für den Gashandel und damit auch für die Gaspreise seien die längerfristig gehandelten Gasmengen. Die Preise am Terminmarkt seien indessen wesentlich weniger stark gesunken als die Spotmarktpreise. Hinzu bestehe der Endkundenpreis nur zu etwas mehr als der Hälfte aus den Beschaffungskosten. Ein Großteil entfalle auf Netzentgelte sowie Steuern und Abgaben.

Importpreise orientieren sich inzwischen mehr an der Börse als am Ölpreis

Der Autor Steffen Bukold wies diese BDEW-Kritik auf Nachfrage zurück: Es gehe in seiner Studie erklärtermaßen nicht um die Differenz zwischen Verbraucherpreisen und Preisen am Spotmarkt, sondern um die Differenz zu den Importpreisen (Bafa-Grenzübergangspreis). Die Importpreise seien allerdings mittlerweile eng mit den Hubpreisen (EEX Day-Ahead) gekoppelt. Die früher strikt gehandhabte vertragliche Bindung der Importpreise an den Ölpreis habe nur bis etwa 2009 für eine zeitlich verschobene, aber ansonsten fast deckungsgleiche Entwicklung von Gas- und Ölpreisen gesorgt (090404). Inzwischen spiele sie wegen der Nachfrageschwäche und des Überangebots an Gas nur noch eine geringe Rolle. Daß fast die Hälfte des Gaspreises für private Verbraucher aus Netzentgelten, Steuern und Abgaben bestehe, könne die unzureichenden Preisnachlässe ebenfalls nicht erklären, weil diese Faktoren praktisch stabil geblieben seien.

Es bleibt unklar, welche Akteure in welchem Ausmaß profitieren

Allerdings könne es durchaus sein – so Bukold weiter – daß beispielsweise Stadtwerke schon vor ein oder zwei Jahren am Terminmarkt Verträge mit Gashändlern geschlossen haben, bei denen die vereinbarten Einkaufspreise inzwischen weit über dem aktuellen Marktpreis liegen. In diesem Falle verbleibe der Extra-Profit beim Gashändler, der seine Lieferverpflichtung nun preiswert über die Hubs oder über die Importeure organisieren könne. Generell sei nicht klar zu erkennen, bei welchen Akteuren der Gaswirtschaft die Einsparungen der beiden letzten Jahre letztendlich gelandet seien. Zu unterschiedlich seien die individuellen Gasbeschaffungsstrategien der Stadtwerke, ihrer Wettbewerber, der Gashändler, der Speicherbetreiber und der Gasimporteure.

 

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