Juni 2014 |
140615 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der langjährige Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik und Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Holger Krawinkel (57), wechselt zum 15. Juli 2014 zum Mannheimer Kommunalkonzern MVV Energie. Wie das Unternehmen am 23. Juni mitteilte, übernimmt Krawinkel hier "die Leitung einer neuen Stabsabteilung, die sich schwerpunktmäßig um die Interessen und Bedürfnisse der Kunden des Energieversorgers kümmern wird".
Holger Krawinkel Pressefoto VZBV
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Damit wechselt binnen kurzer Zeit zum vierten Mal ein führender Vertreter des Spitzenverbands der Verbraucherverbände in eine einträglichere Stellung. Seit Mai 2012 ist der frühere Leiter der VZBV-Abteilung Kommunikation, Christian Fronczak, stellvertretender Pressesprecher im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Seit August 2012 amtiert das frühere Mitglied der VZBV-Geschäftsleitung, Uwe Hüser, als Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Im Dezember 2013 verließ der VZBV-Vorstand Gerd Billen den Verband, um im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz beamteter Staatssekretär zu werden.
Mit Krawinkel wechselt einer der bekanntesten Verbraucherschützer zugleich auf die andere Seite, denn auch kommunale Unternehmen wie die MVV sind keineswegs per se verbraucherfreundlich, sondern bedürfen stets einer kritischen Begleitung durch Verbraucherschützer und Medien. Seine Anwerbung durch die MVV – die ihm sicher ein höheres Gehalt als beim VZBV beschert – dürfte deshalb eher der Kategorie "Imagepflege und PR-Arbeit" als dem Verbraucherschutz zuzuordnen sein.
Als Energiesprecher des VZBV hat Krawinkel berechtigte Kritik an den seinerzeit überhöhten Vergütungen für Solarstrom geübt (100105) oder den "Mitternachtsparagraphen" zur Befreiung der industriellen Großstromverbraucher von den Netzentgelten als "einmalige Schweinerei" verurteilt (111109). Allzu euphorisch sah er dagegen die Chancen des "Desertec "-Projekts (090702).
Krawinkel leitete seit 2004 den Geschäftsbereich Verbraucherpolitik beim VZBV. Zuvor war er Vorstand der Energiestiftung Schleswig-Holstein und Referent im Energieministerium des Landes Schleswig-Holstein, nachdem er mit einer Arbeit über das dänische Energieplanungssystem promoviert hatte. Eine Frucht dieser Promotionsarbeit war auch das 1991 in der Reihe "Fischer alternativ" erschienene Buch "Für eine neue Energiepolitik" (siehe Rezension).