Juli 2006

060704

ENERGIE-CHRONIK


Hitzewelle macht Kraftwerken zu schaffen und treibt Spotmarkt-Preise in Rekordhöhen

Wie schon bei der vorangegangenen Hitzewelle im Sommer 2003 führte im Juli 2006 eine Reihe von außergewöhnlich heißen Tagen zu Engpässen bei der Stromerzeugung, da bei manchen Kraftwerken die Erwärmung der Flüsse die Entnahme von Kühlwasser begrenzte. Die Folgen waren jedoch zumindest in Deutschland nicht so dramatisch wie vor drei Jahren, als es behördliche Ausnahmegenehmigungen zur Überschreitung der genehmigten Flußtemperaturen und Stromsparappelle gab (030801). An der Strombörse EEX erreichten indessen die Preise für Grund- und Spitzenlast gegen Ende des Monats vorübergehend einen neuen Höchststand (siehe Grafik), wobei die Megawattstunde rund dreimal soviel kostete wie vor drei Jahren.

Die Kraftwerksbetreiber veröffentlichten keine Meldungen über Schwierigkeiten. Presseberichten zufolge konnte aber E.ON das Kernkraftwerk Unterweser nur noch mit bis zu 30 Prozent der verfügbaren Leistung betreiben, um die für die Weser erlaubte Wassertemperatur von 25,5 Grad einzuhalten. An der Elbe mußten das KKW Krümmel um 25 Prozent, das KKW Brunsbüttel um 20 Prozent und das KKW Brokdorf um 5 Prozent gedrosselt werden. Außerdem mußte die Steag die Wasserentnahme aus dem Rhein für das Steinkohle-Kraftwerk Voerde einschränken.

in Deutschland nur Anlagen mit Frischwasserkühlung betroffen

Bei den betroffenen Kraftwerken bzw. Blöcken handelt es sich um ältere Anlagen mit Frischwasserkühlung, d.h. Direktkühlung durch Flußwasser. Neuere Kraftwerke verfügen durchweg über (Naß-)Kühltürme, die wesentlich weniger Frischwasserbedarf haben, da lediglich der durch die Verdunstung entstehende Verlust ersetzt werden muß. Grundsätzlich kann die sommerliche Erwärmung von Flüssen aber auch für Wärmekraftwerke mit Kühltürmen problematisch werden, soweit es sich nicht um Braunkohlekraftwerke handelt, die mit Grundwasser aus den Braunkohlegruben gekühlt werden.

Erneut Ausnahmegenehmigung für Kernkraftwerke der EDF

Größere Probleme gab es im Ausland: In Spanien mußte das Kernkraft Garona abgeschaltet werden, weil die zulässige Wassertemperatur des Flusses Ebro überschritten wurde. In Frankreich erhielt die Electricité de France (EDF) wie schon 2003 von der Regierung die Erlaubnis, die Flüsse stärker als vorgesehen zu erwärmen, um ihre Kernkraftwerke weiter betreiben zu können. Dennoch mußte die EDF Strom aus dem Ausland zukaufen.

Links (intern)


Strompreisentwicklung am Spotmarkt der EEX vom 1. bis 31. Juli 2006 (Stundenkontrakte)