März 2006 |
060310 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Präsident der Electricité de France (EDF), Pierre Gadonneix, gab am 20. März Neubesetzungen im "Comité éxécutif" seines Unternehmens bekannt. Mit Utz Claassen (Energie Baden-Württemberg) und Umberto Quadrino (Edison) gehören ihm erstmals auch zwei Ausländer an, die EDF-Töchter außerhalb Frankreichs leiten. Bisher wurden Claassen und Quadrino nur bei Bedarf zu den Beratungen hinzugezogen. Vollmitglied war und bleibt dagegen der Franzose Vincent de Rivaz, dem die britische EDF Energy als hundertprozentige Tochter untersteht.
Das ursprünglich acht und später neun Mitglieder zählende "Comité éxécutif" umfaßt damit vierzehn Personen. Im Rahmen der Anfang 2002 durchgeführten Neuorganisation der EDF (020111) dient das vorstandsähnliche Gremium dem Präsidenten zur strategischen Steuerung des Unternehmens. Gegenüber den ausländischen Töchtern wird dabei eine "Logik der industriellen Integration" verfolgt, die neben der Erkundung von "Synergien" auch die Personalplanung umfaßt. Insofern kann die Berufung Claassens in das von Pierre Gadonneix geleitete Comité éxécutif" als weiterer Schritt zur Einbindung der EnBW in die EDF gesehen werden.
In einer EnBW-Pressemitteilung begrüßte Claassen seine Berufung als "große Ehre und eine wichtige Herausforderung zugleich". Er freue sich sehr, "damit ein weiteres Mosaiksteinchen zur deutsch-französischen Freundschaft beitragen zu können".
Beim zweiten Hauptaktionär der EnBW, dem Kommunalverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), hat die verstärkte Einbindung der EnBW in die EDF dagegen Unmut ausgelöst, zumal sie nicht im Aufsichtsrat der EnBW besprochen worden war. Der OEW-Vorsitzende Peter Schneider, der zugleich EnBW-Aufsichtsratsvorsitzender ist, sprach gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen" (23.3.) von einem "ungewöhnlichen Vorgang". Schneider kündigte eine "intensive Prüfung" an, ob Claassens Berufung nicht vom Aufsichtsrat hätte genehmigt werden müssen.
Seit einer Anfang 2005 vorgenommenen Aufstockung ihrer paritätischen Kapitalbeteiligungen (050205) verfügen OEW und EDF jeweils über 45,01 Prozent an der EnBW. Der Rest entfällt auf Streubesitz (2,42 %), die Badische Energieaktionärs-Vereinigung (2,46 %), den Gemeindeelektrizitätsverband Schwarzwald-Donau (2,61 %), den Landeselektrizitätsverband Württemberg (1,29 %) und den Neckar-Elekrizitätsverband (0,46 %). Ein Konsortialvertrag zwischen OEW und EDF sichert beiden die Kapitalparität, überläßt aber der EDF die unternehmerische Führung.
Wie die EU-Kommission am 23. März mitteilte, hat sie den Erwerb der Mehrheit
an den Stadtwerken Düsseldorf durch die EnBW (051206,
060110) im vereinfachten Verfahren genehmigt.