April 1999 |
990413 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stromwirtschaft arbeitet derzeit mit Hochdruck an vereinfachten Durchleitungsmodalitäten, damit im kommenden Jahr auch die rund 43 Millionen Tarifkunden von der Liberalisierung des Marktes profitieren können. Diese Ankündigung machte der Präsident der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), Heinz Klinger, am 19. 4. auf der Hannover Messe. Die Strompreise für die knapp 300 000 industriellen Sondervertragskunden seien zwischen dem 1. April 1998 und dem 1. Januar 1999 um durchschnittlich sechs Prozent gesunken (DPA, 19.4.; FAZ, 20.4.; SZ, 20.4.).
Wie VDEW-Hauptgeschäftsführer
Eberhard Meller ergänzte, wäre es bei Tarifkunden unwirtschaftlich,
den für die Durchleitungskosten maßgeblichen Leistungsbedarf
wie bei Industriekunden individuell mit einem bis zu tausend Mark
teuren Zähler zu ermitteln. Die Stromversorger würden
deshalb derzeit synthetische Lastprofile erarbeiten, die das Verbrauchsverhalten
solcher Kleinkunden musterhaft abbilden und es auf diese Weise
ermöglichen, die Nutzung des Stromnetzes durch Millionen
solcher Tarifkunden zu simulieren (siehe auch
981106).
VDEW-Präsident Klinger bezifferte die Netznutzungspreise für Industriekunden, wie sie sich aufgrund der Verbändevereinbarung zwischen VDEW, BDI und VIK ergeben (980404), je nach Abnahmefall mit gut einem bis knapp sechs Pfennigen pro Kilowattstunde. In der Praxis seien die von den EVU verlangten Durchleitungspreise um bis zu zwanzig Prozent günstiger. Für Haushalte lägen die Durchleitungspreise bei rund einem Drittel des Strompreises. Ein Musterhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3500 kWh zahle für die Durchleitung etwa elf Pfennig pro Kilowattstunde - noch ohne die Konzessionsabgaben von rund vier Pfennig pro Kilowattstunde und die entsprechende Mehrwertsteuer.
"Verlierer des Wettbewerbs waren und
sind vor allem die Beschäftigten der Stromwirtschaft",
hob Klinger hervor. Durch Rationalisierungen und andere Folgen
des Wettbewerbs sei deren Zahl zwischen 1991 und 1998 von 217
000 auf rund 164 000 gesunken. "Das Ende der Fahnenstange
ist hier noch nicht erreicht", befürchtete Klinger.