Oktober 1995 |
951016 |
ENERGIE-CHRONIK |
Teilweise recht unkritisch berichteten Zeitungen im Oktober über eine US-Studie zu möglichen Gesundheitsrisiken durch "Elektrosmog", die ein Komitee amerikanischer Fachleute im Auftrag des US-Strahlenschutzrats NCRP verfaßt hat und derzufolge die elektrischen und magnetischen Felder der Stromversorgung doch ernsthafte Gesundheitsschäden bis hin zu Krebs, Alzheimer, Parkinson und Leukämie bewirken könnten. Die US-Studie empfiehlt einen Sicherheitsgrenzwert von 0,2 Mikrotesla für magnetische Felder. Dieser Wert läge um das 1500fache niedriger als z.B. jene 300 Mikrotesla, die im Entwurf des Bundesumweltministeriums für eine Feldstärken-Verordnung vorgesehen sind (siehe 950610). Das Papier war den in New York erscheinenden Microwave News zugespielt worden. In die breitere Öffentlichkeit gelangte es durch einen Bericht der Londoner Zeitschrift The New Scientist (7.10.).
In den meisten Berichten blieb unerwähnt,
daß es sich bei dem US-Papier um eine reine Literaturstudie
handelte, die keine neuen Forschungsergebnisse enthält, sondern
lediglich vorhandenes Material neu bewertet. Die Studie ist bisher
auch nicht vom NCRP überprüft oder gar gebilligt worden.
Der NCRP-Vorsitzende Charles Meinhold distanzierte sich vielmehr
von der Veröffentlichung und erklärte, daß diese
interne Ausarbeitung in keiner Weise als Stellungnahme seiner
Organisation gelten könne. Das Komitee, das die Studie erarbeitet
hat, stand unter Leitung des Neurologen Ross Addey. Er ist unter
Fachleuten umstritten und vertritt seit längerem Hypothesen
über die Wirkung niederfrequenter Felder auf den Organismus
(FR, 6. u. 17.10.; SZ, 6. u. 19.10.).