Januar 1995 |
950104 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Verzicht auf die Wiederaufarbeitung von Brennstäben und deren direkte Endlagerung würde für einen typischen Kernkraftwerks-Block von 1 000 MW eine Kostenersparnis von jährlich 34 Millionen Mark erbringen. Dies ergab eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln, die Institutsleiter Christian von Weizsäcker am 12.1. in Bonn vorstellte. Insgesamt könnte der Wechsel von der Wiederaufarbeitung zur direkten Endlagerung, wie er seit der Novellierung des Atomgesetzes zulässig ist, den Betreibern der deutschen Kernkraftwerke jährlich 600 bis 750 Millionen Mark ersparen. Auch unter Berücksichtigung von Konventionalstrafen bei Kündigung von Wiederaufarbeitungsverträgen bestünden noch erhebliche Vorteile. Nach Weizsäckers Worten gibt es allerdings Gründe, die endgültige Wahl zwischen beiden Entsorgungspfaden zunächst hinauszuschieben, um sich "Optionen offenzuhalten".
Laut Ingo Hensing, dem Hauptautor der Untersuchung, hat die Diskussion in Deutschland über einen Umstieg auf direkte Endlagerung bereits dazu geführt, daß die französische Cogema zu Preisnachlässen bei der Wiederaufarbeitung bereit sei. Derzeit koste die Aufarbeitung pro Kilo Uran etwa 2 400 Mark. Um mit der direkten Endlagerung konkurrieren zu können, dürfe sie nicht teurer als 200 Mark sein, was jedoch unrealistisch sei (FR, 13.1.; SZ, 13.1.; Handelsblatt, 13.1.).
Schon 1993 hatte der Bundesrechnungshof
beanstandet, daß die Wiederaufarbeitung "mehr als doppelt
so teuer" sei wie die direkte Endlagerung (930905). Eine entsprechende Novellierung des Atomgesetzes
erfolgte durch das Energie-Artikelgesetz, das im Frühjahr
1994 beschlossen wurde (siehe 940401
u. 940501).