September 1994

940901

ENERGIE-CHRONIK


Treuhand verkauft VEAG und Laubag an deutsche Stromversorger

Die Treuhandanstalt hat die VEAG Vereinigte Energiewerke AG und die Lausitzer Braunkohle AG (Laubag) am 6.9. endgültig den großen westdeutschen Energieversorgungsunternehmen übertragen. Damit ist die Privatisierung der ostdeutschen Stromwirtschaft abgeschlossen. Die 15 regionalen Stromversorger wurden bereits zu Jahresbeginn privatisiert. Die Vereinigten Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG (Mibrag), die im Osten das zweite große Braunkohlenrevier betreiben, hat die Treuhandanstalt im Dezember 1993 an ein britisch-amerikanisches Konsortium verkauft. Die Privatisierung von VEAG und Laubag verzögerte sich vor allem wegen des Streits um die kommunale Stromversorgung im Osten, wegen des unerwartet starken Rückgangs beim Stromabsatz und wegen der damit verbundenen Ungewißheit über den künftigen Bedarf an Braunkohle. Die Treuhand hatte gegenüber den Stromversorgern auf einer gemeinsamen Privatisierung beider Unternehmen bestanden (FAZ, 7.9.; Handelsblatt, 7.9.; siehe auch 940201, 940305 u. 940404).

Die wesentlichen Anteile an der privatisierten VEAG halten Bayernwerk (22,5 %), PreussenElektra (26,25 %) und RWE Energie (26,25 %). Die restlichen 25 % verteilen sich auf Badenwerk, Bewag, EVS, HEW und VEW. Die Laubag geht an ein Konsortium aus Bayernwerk (15 %), PreussenElektra (30 %), Rheinbraun (39,5 %) und RWE Energie (5,5 %). Die restlichen 10 % halten wiederum Badenwerk, Bewag, EVS, HEW und VEW.

Die Übertragung erfolgt in beiden Fällen rückwirkend zum 1. Januar 1994. Der Kaufpreis beträgt für die VEAG 6 Milliarden DM, für die Laubag 2 Milliarden DM. Vom VEAG-Kaufpreis zahlen die Erwerber 2 Milliarden DM; die übrigen 4 Milliarden DM spaltet die Treuhand vom VEAG-Vermögen ab. Zugleich befreit die Treuhand die VEAG von Altschulden in Höhe von 970 Millionen DM. Sollten die Erträge der VEAG eine bestimmte Höhe übersteigen, erhält die Treuhand im Jahr 2005 eine Nachzahlung von 2 Milliarden DM .

Das Übernahmekonzept der Erwerber sieht bis zum Jahre 2012 Investitionen in Höhe von 23,3 Milliarden DM vor. Unter anderem will die VEAG drei große Braunkohlekraftwerke an den Standorten Schwarze Pumpe, Boxberg und Lippendorf neu errichten; die alten Kraftwerke in Boxberg und Jänschwalde werden bereits nachgerüstet. Bei der Laubag bleiben fünf Tagebaue erhalten (derzeit noch neun von ehemals 18), in denen langfristig 50 bis 55 Millionen Tonnen Kohle im Jahr gefördert werden sollen. Die Rekultivierung der Landschaft wird durch Sanierungsgesellschaften vorgenommen, die die Treuhand ebenfalls noch privatisieren will.