Februar 1992

920203

ENERGIE-CHRONIK


Recycling von Waffen-Plutonium stößt auf Ablehnung

Auf zum Teil heftige Ablehnung stößt der Vorschlag, die hochentwickelte deutsche MOX-Technologie zur Verarbeitung sowjetischen Waffen-Plutoniums einzusetzen, wie er bei der Wintertagung des Deutschen Atomforums unterbreitet und von Bundesumweltminister Töpfer unterstützt wurde. Zum Teil wurde er so verstanden, daß das Waffen-Plutonium nach Deutschland gebracht und in Hanau verarbeitet werden solle. Die Leipziger Volkszeitung berichtete sogar, daß Töpfer entsprechende Pläne habe ausarbeiten lassen, wobei sie sich auf ein angebliches "internes Papier" berief. Sowohl Töpfer als auch die Firma Siemens betonten demgegenüber, daß daran nicht gedacht sei und sich die Anlagen in Hanau dafür auch gar nicht eignen würden. Der Hessische Landtag wandte sich am 30.1. in einer Entschließung einstimmig gegen jede Überlegung, atomwaffenfähiges Plutonium aus der GUS oder anderen Ländern "in Hanau einer kommerziellen Verwertung zuzuführen". Dieselbe Entschließung verabschiedete ebenfalls einstimmig einen Tag später der Kreistag des Main-Kinzig-Kreises (FR, 31.1. u. 1.2.; siehe auch 920101).

Das japanische Ministerium für Forschung und Technologie prüft derzeit die Konstruktion eines speziellen Kraftwerks für die zivile Nutzung von Waffen-Plutonium, das bei der Demontage von nuklearen Sprengköpfen im Zuge der Abrüstungsvereinbarungen zwischen den USA und der ehemaligen UdSSR anfällt (VWD, 20.2.).

Wie Der Spiegel (10.2.) schrieb, hat der Vorschlag zur Verarbeitung von Waffen-Plutonium "westdeutsche Nuklearexperten in helle Aufregung versetzt". Die Verwendung von MOX-Brennelementen berge nämlich ungeahnte Risiken. Diesbezügliche Warnungen seien jetzt durch ein Gutachten der Kölner "Gesellschaft für Reaktorsicherheit" (GRS) bestätigt worden: "Die plutoniumhaltigen Brennstäbe können nach einer Untersuchung des GRS-Experten Wolfgang Thomas unter ungünstigen Umständen die Funktionsfähigkeit der Reaktor-Steuerung und des Notfall-Systems beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall können die brisanten Stäbe sogar platzen." Der GRS-Studie zufolge sei die MOX-Technik "nicht nur unsinnig, sondern auch leichtfertig" .

Aufbereitungsfabrik THORP fertiggestellt

Auf dem Gelände der britischen Nuklearanlage Sellafield ist nach achtjähriger Bauzeit die atomare Wiederaufbereitungsfabrik THORP fertiggestellt worden. Sie soll im November den Betrieb aufnehmen und unter anderem Material aus deutschen Reaktoren wiederverwendbar machen. Mindestens 96 Prozent des angelieferten Materials können nach der Aufbereitung als Uran in Reaktoren wiederverwendet werden. Bis zu einem Prozent fällt als Plutonium an (dpa, 4.2.).