Januar 2025

250113

ENERGIE-CHRONIK


Untersuchungsausschuss zur Laufzeitenverlängerung beendete "Beweisaufnahme" ohne irgendwelche Beweise

Der Untersuchungsausschuss zur Abschaltung der drei letzten Kernkraftwerke, dessen Einsetzung die Union im Sommer vorigen Jahres erzwungen hat (240607), beendete im Januar nach rund zwei Dutzend Sitzungen die "Beweisaufnahme". Am 30. Januar folgte dazu eine Debatte im Bundestag. Dabei zeigte sich, dass die Union nach wie vor keinerlei Belege für ihre Behauptung hat, ein Weiterbetrieb der Reaktoren Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland sei notwendig gewesen, um eine Beeinträchtigung oder gar Gefährdung der Stromversorgung zu verhindern. Diese Behauptung hatte sich dann in der Praxis auch schnell als haltlos herausgestellt, obwohl SPD und Grüne auf Verlangen der mitregierenden FDP schließlich einer kurzfristigen Verlängerung der Reaktorlaufzeiten zustimmten (221103). Sie diente aber trotzdem der CDU/CSU weiterhin als Grundlage für den Vorwurf, die Bundesregierung habe Erfordernis und Möglichkeit eines Weiterbetriebs der drei letzten Reaktoren nicht "ergebnisoffen" geprüft.

Die Union behauptet weiterhin, es habe "im Grunde überhaupt keine Prüfung" stattgefunden

In der mehr als eine Stunde dauernden Bundestagsdebatte zu diesem Punkt versuchte der Ausschußvorsitzende Stefan Heck (CDU) die Ergebnislosigkeit seiner Bemühungen damit zu erklären, dass die Bundesregierung irgendwelche Akten vorenthalten habe. Ferner behauptete er erneut, dass "im Grunde überhaupt keine Prüfung" stattgefunden habe. Dies sei durch die "Einschätzung einer erfahrenen Beamtin aus der Leitungsebene des Bundeswirtschaftsministeriums" bestätigt worden. Wen er damit meinte, blieb unklar.

Für die SPD war der Ausschuss "nichts anderes als ein Wahlkampfmanöver der Union"

Der SPD-Abgeordnete Jakob Blankenburg stellte demgegenüber fest: "Wir haben insgesamt 40 Zeuginnen und Zeugen vernommen und 350.000 Blatt Akten und über 36 Gigabyte Daten an Beweismaterialien ausgewertet, die von verschiedenen Bundesministerien, den Energiekonzernen, den Übertragungsnetzbetreibern, der Bundesnetzagentur und von Organisationen aus dem Bereich Reaktorsicherheit zusammengetragen wurden. Aber wenn wir darunter einen Strich ziehen, dann müssen wir ehrlich sagen: Der Erkenntnisgewinn lag nahe null. Dieser Untersuchungsausschuss war nichts anderes als ein Wahlkampfmanöver der Union."

"Sie täuschen darüber, dass Sie gar keine Täuschung gefunden haben"

Sein Fraktionskollege Robin Mesarosch charakterisierte die Vorgehensweise der Union so: "Sie werfen der Bundesregierung Täuschung vor, finden nichts, und dann täuschen Sie darüber, dass Sie gar keine Täuschung gefunden haben. Sie werfen der Regierung vor, nicht ergebnisoffen geprüft zu haben, Sie prüfen irgendwas, finden nichts, bleiben aber bei Ihrer Meinung. Das ist doch schräg."

Sogar die "Bild-Zeitung" wollte der Union keine Vorspanndienste leisten

Für die Grünen verwies der Abgeordnete Lukas Benner auf die bemerkenswerte Zurückhaltung, mit der selbst CDU-nahe Medien es vermieden haben, den von der Union erzwungenen zweiten Untersuchungsausschuss dieser Legislaturperiode für bare Münze zu nehmen (beim ersten Untersuchungsausschuss, dessen Ergebnisse in derselben Sitzung am 30. Januar diskutiert wurden, ging es um den schäbigen Umgang mit den zurückgelassenen "Ortskräften" beim Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan). Benner zitierte hierzu die einschlägig bekannte "Bild-Zeitung", die in ihrer Ausgabe vom 16. Januar die Anhörung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durch den Ausschuss fast schon anerkennend so zusammenfasste: "Die Abgeordneten von Union und FDP blieben bei der Auswertung der Akten blass. Sie vermochten in über zehn Stunden Verhandlungen nicht, Habeck in ernsthafte Erklärungsnot zu bringen." Der Grünen-Abgeordnete verband damit die Frage an die Union: "Wenn Sie nicht mal mehr die 'Bild'-Zeitung von Ihrer Idee überzeugen können, wen wollen Sie denn hier überzeugen? Ich finde es fahrlässig, ein solches Instrument für Wahlkampfzwecke zu verwenden, und ich hoffe, dass sich das in Zukunft nicht wiederholt."

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