Mai 2024 |
240511 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energietochter der staatseigenen Deutschen Bahn AG beendet ihren von Anfang an mißglückten Ausflug ins Privatkundengeschäft, den sie 2017 gestartet hatte (170614). Wie sich einem eher versteckten Hinweis auf den Internet-Seiten der "DB Energie" entnehmen lässt, wird sie "aufgrund der veränderten Lage auf den Energiemärkten und den damit einhergehenden veränderten Rahmenbedingungen unser Produkt DB Strom für Privatkunden nach November 2024 nicht mehr anbieten". Für die Kunden bedeute dies, "dass sie sich bis spätestens zum 30.09.2024 um einen neuen Stromanbieter kümmern müssen". Auf Wunsch würden den Bestandskunden ab diesem Zeitpunkt monatlich kündbare Verträge angeboten, damit sie sich in Ruhe einen neuen Lieferanten suchen können.
Dem Vernehmen nach verfügte die DB Energie zuletzt noch über etwa 4.500 Haushalte und ähnliche Privatkunden. Das Produkt "DB Strom" wurde ausschließlich per Internet vertrieben. Preislich bewegte es sich wie bei den Konkurrenten unterhalb des jeweiligen Grundversorgungstarifs. Die Kunden konnten einen ein- oder zweijährigen Liefervertrag schließen. Die Etikettierung als "Ökostrom" gründete sich wie üblich auf den Handel mit sogenannten Herkunftsnachweisen, wobei die etwas strengeren Regeln des "ok-power-Labels" eingehalten wurden. Die Bahn wollte sich so als "Umweltvorreiter im Verkehrssektor" profilieren.
Der Bundesrechnungshof hatte den Einstieg der Bahn-Stromtochter ins Privatkundengeschäft,
den die DB Energie schon seit 2012 erwog, in seinem Jahresbericht 2021 scharf
kritisiert. Die damit verbundenen Geschäftserwartungen seien unrealistisch und
schon gar nicht geeignet, das chronische Defizit der Bahn zu lindern. Dem Bundesverkehrs-
und dem Finanzministerium warfen die Prüfer vor, ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt
zu haben (211211).