August 2023

230807

ENERGIE-CHRONIK


Stadtwerke empören sich über Insolvenz der Biomethan-Tochter von EnBW

Gegen den Münchner Biomethanhändler BMP Greengas läuft seit 1. August ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, nachdem er Ende Mai die Einleitung eines solchen Schutzschirmverfahrens beantragt hatte. Auf diese Weise will er erreichen, dass die Kunden erheblichen Abstrichen an den vertraglich vereinbarten Mengen zustimmen und zugleich höhere Preise für die noch gelieferten Restmengen akzeptieren. Andernfalls müssten sie mit einem völligen Belieferungsausfall rechnen. Dies empört rund drei Dutzend Stadtwerke und weitere Kunden deshalb besonders, weil das Unternehmen eine Tochter der Erdgas Südwest ist, die ihrerseits mehrheitlich der Energie Baden-Württemberg (EnBW) gehört. Bei einer Umfrage des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) gab die Hälfte der befragten Unternehmen an, das neue Vertragsangebot von BMP Greengas nicht angenommen zu haben. Jeweils 25 Prozent waren noch in Verhandlungen oder hatten akzeptiert.

Der Geschäftsführer der Stadtwerke-Kooperation Südweststrom, Daniel Henne, erinnerte an die Unterstützung, welche die EnBW-Gastochter VNG auf dem Höhepunkt der Energiekrise vom Staat beanspruchte und erhielt (221007): "Im Fall von BMP Greengas dagegen sollen die Stadtwerke nun den nicht von ihnen verschuldeten Schaden selbst tragen. Und das, obwohl EnBW im vergangenen Jahr einen Konzernüberschuss in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro ausgewiesen hat."

EnBW will BMP Greengas mit "dreistelligem Millionenbetrag" unterstützt haben und es dabei belassen

Der EnBW-Konzern machte demgegenüber geltend, dass er BMP Greengas "mit einem signifikanten dreistelligen Millionenbetrag" unterstützt habe. Der Biogashändler habe in der Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine über viele Monate versucht, die durch wegbrechende Liefermengen und gestiegenen Abnahmemengen entstandene Schieflage auszubalancieren, was aber leider nicht hinreichend gelungen sei.

Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) schätzt den Schaden für die betroffenen Stadtwerke auf mindestens 150 Millionen Euro. Einer der größten Batzen dürften dabei die 30 Millionen Euro sein, mit denen allein die Stadtwerke Schwäbisch Hall die für sie entstehenden Mehrkosten veranschlagen. VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing appellierte an die Stuttgarter Landesregierung, als Hauptaktionär der EnBW in dieser Angelegenheit ihren Einfluss geltend zu machen: "Wir erwarten, dass die Eigentümer Verantwortung übernehmen: Gerade von einem öffentlichen Unternehmen und seinem Mehrheitseigner kann man dies zu Recht erwarten." Die betroffenen Stadtwerke müssten "ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben". Dies sei ein "verheerendes Signal für die Energiewende".

Bei dem Biomethan, das die EnBW-Tochter nicht in ausreichendem Maße beschaffen kann, handelt es sich um Biogas in Erdgas-Qualität, das nicht am Ort der Erzeugung verbraucht, sondern ins Erdgas-Netz eingespeist wird. Aus diesem kann es dann an anderer Stelle in Form eines Äquivalents entnommen werden. Die allermeisten Biogas-Anlagen in Deutschland verbrauchen das erzeugte Biogas jedoch an ihrem Standort, um damit Strom oder Wärme zu erzeugen.

 

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