Oktober 2021

211014

ENERGIE-CHRONIK


"Finanzwende" warnt vor unsicheren Öko-Investments

Die von dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick (Grüne) gegründete Bürgerbewegung "Finanzwende" warnte am 7. Oktober vor Vermögensanlagen des sogenannten grauen Kapitalmarkts, die als "ökologisch" beworben werden. Zugleich veröffentlichte sie eine Zusammenstellung der bisher größten Flops auf diesem Gebiet, bei denen die Anleger in den vergangenen zehn Jahren schätzungsweise knapp zwei Milliarden Euro verloren haben. Die tatsächlichen Zahlen lägen mit Sicherheit höher, da nur die größten Fälle erfasst worden seien (siehe PDF).

Im schlimmsten Fall droht der Totalverlust

Der Wunsch vieler Anleger, mit der Geldanlage gleichzeitig etwas Gutes für Klima und Umwelt zu tun, werde häufig perfide ausgenutzt. "Viele lassen sich durch ökologische Versprechen täuschen und schauen beim Finanziellen nicht so genau hin. Doch nur weil ein Investment ökologisch nachhaltig sein mag, muss es nicht automatisch auch finanziell nachhaltig sein. Im schlimmsten Fall droht der Totalverlust."

Finanzaufsicht BaFin muss ihren Verbraucherschutzauftrag endlich wahrnehmen

Neben dem Schaden für die direkt Betroffenen würden solche Verluste auch das Vertrauen in nachhaltige Geldanlagen insgesamt untergraben. Es bedürfe tiefgehender Reformen, damit auch Kleinanleger in diesem Sektor investieren können, ohne den Verlust ihrer Ersparnisse befürchten zu müssen. Dazu gehöre, dass die Finanzaufsicht BaFin ihren kollektiven Verbraucherschutzauftrag endlich verstärkt wahrnimmt und die Kriminalitätsbekämpfung auf diesem Gebiet vorangetrieben wird. Ergänzend könnten die Inhalte der Verkaufsprospekte inklusive der Ertragsprognosen durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer begutachtet werden. Ebenso wäre es sinnvoll, die von den Anbietern bezahlten Ratings und Analysen durch eine unabhängige Stelle zu vergeben.

Bei den meisten dubiosen Angeboten geht es um regenerative Stromerzeugung

Die größten Kapitalvernichter seien drei Unternehmen gewesen, die das eingeworbene Geld in regenerative Stromerzeugung zu investieren versprachen: An erster Stelle die Prokon AG, die mit großem Reklameaufwand "Genussscheine" für Windparks verkaufte, die eine Verzinsung von acht Prozent versprachen, aber für rund 75.000 Kleinanleger zu einem Genuss mit Reue wurden und einen Schaden von rund 600 Millionen Euro verursachten (130805). An zweiter Stelle folgt die Firma UDI, der rund 10.000 Anleger ihr Geld für Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen anvertrauten und dadurch einen Schaden von rund 150 Millionen Euro erlitten. Den dritten Platz belegt die Windreich AG mit einem Schaden von rund 100 Millionen Euro (201210).

Auch die restlichen 20 Unternehmen auf der alphabetisch geordneten Liste warben größtenteils für Projekte der regenerativen Stromerzeugung. Zum Beispiel findet man hier die EVV Erneuerbare Energie Versorgung, die 2015 Insolvenz beantragte (150414) und deren ehemalige Manager sich seit 5. Oktober vor dem Landgericht Göttingen verantworten müssen, weil sie die Anleger unzureichend über die Risiken bei der Finanzierung eines Windparks und eines Biomassekraftwerks informiert haben.

 

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