September 2021 |
210911 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die russische Gazprom und der ungarische Erdgasgroßhändler MVM CEEenergy schlossen am 27. September in Budapest zwei langfristige Verträge zur Umgehung der Ukraine bei Gaslieferungen. Sie werden bereits ab 1. Oktober wirksam, haben eine Laufzeit von 15 Jahren und umfassen jährliche Lieferungen bis zu 4,5 Milliarden Kubikmeter. Das ist mehr als die Hälfte der bisherigen Höchstmenge von 8,6 Milliarden Kubikmeter, die Gazprom 2020 an Ungarn geliefert hat. Der Transport soll nun jedoch nicht mehr über die Ukraine erfolgen, sondern über Serbien und Österreich. Der größere Teil von 3,5 Milliarden Kubikmeter fließt dabei über die Pipeline "Turkstream" (200103) von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei, um dann nach Ungarn transportiert zu werden. Die dafür erforderliche Verlängerung der Anschlussleitung "Balkan Stream" durch Bulgarien und Serbien wurde im Juli dieses Jahres fertiggestellt. Eine weitere Milliarde Kubikmeter russisches Gas gelangt über die Ostsee-Pipelines nach Österreich und von dort nach Ungarn.
Der staatliche ungarische Erdgasgroßhändler MVM CEEenergy Ltd, mit dem Gazprom die beiden Lieferverträge schloss, firmierte bis 1. Juli dieses Jahres als Hungarian Gas Trade Ltd. Diese Gesellschaft ging ihrerseits aus den Erdgasspeicher- und Erdgasgroßhandelsgesellschaften hervor, die einst E.ON gehörten. Nach dem Machtantritt des bis heute regierenden Ministerpräsidenten Viktor Orban musste der E.ON-Konzern 2013 sein gesamtes Gasgeschäft dem Staatsunternehmen MVM Hungarian Electricity überlassen. Andernfalls hätten ihm eine Reglementierung der Energiepreise und andere politische Pressionen des Orban-Regimes gedroht, durch die es unrentabel geworden wäre (110713, 130410).