März 2020 |
200305 |
ENERGIE-CHRONIK |
Als Folge der Corona-Krise kann Deutschland sein Klimaziel, die CO2-Emissionen bis 2020 auf rund 750 Millionen Tonnen zu senken, in diesem Jahr voraussichtlich doch noch erreichen. Zu dieser Prognose gelangte die Initiative Agora Energiewende in einer Kurzanalyse, die sie am 20. März veröffentlichte (siehe PDF).
Zum einen hat der milde Winter schon zu Jahresbeginn einen Rückgang der Emissionen im Gebäudebereich bewirkt. Hinzu kommen nun die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise, die im Gesamtjahr ein noch wesentlich stärkeres Absinken der Treibhausgas-Emissionen in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr erwarten lassen. Das regierungsamtliche Klimaziel, die deutschen CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, rückt damit unversehens doch noch in greifbare Nähe – allerdings unter Umständen, die sich keiner wünschen kann und die hoffentlich auch nur kurzfristig wirksam sein werden.
Die Initiative geht davon aus, dass der verringerte Bedarf an Strom die CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 30 bis 50 Millionen Tonnen sinken lassen wird. Im Industriesektor rechnet sie mit einem Rückgang um 10 bis 25 Millionen Tonnen, im Verkehrsbereich mit 7 bis 25 Millionen Tonnen und im Gebäudesektor mit 5 bis 15 Millionen. Insgesamt ergäbe dies einen Rückgang um 52 bis 115 Millionen Tonnen, der die derzeit noch bestehende Klimaziel-Lücke von rund 55 Millionen Tonnen mit Sicherheit schließen oder sogar übererfüllen würde. In einem mittleren Szenario beträgt der Rückgang 80 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr, was gegenüber 1990 als Bezugsjahr des Klimaziels einer Minderung um 42 Prozent entspräche.
"Dies ist aber per se keine gute Nachricht für den Klimaschutz", meinte Agora-Direktor Patrick Graichen. "Denn zum einen werden die Emissionen nach der Krise wieder hochschnellen, zum anderen dürfte es nun zu Zurückhaltung bei klimaschutzrelevanten Investitionen kommen, etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien, bei der Gebäudesanierung oder in der Industrie." Die jetzt geschnürten Wachstums- und Konjunkturpakete sollten daher nicht nur die Folgen der Corona-Rezession bekämpfen, sondern auch helfen, Deutschland langfristig klimasicher aufzustellen: "Ein Wachstumspaket, das diese Elemente nicht berücksichtigt und blind alte Technologien förderte, wäre hier sogar schädlich, weil es höhere Emissionen auf Dauer zementieren würde. Es ist daher jetzt nötig, dass zügig Konzepte für grüne Investitionsprogramme erarbeitet werden."