Mai 2019

190509

ENERGIE-CHRONIK


Stromhandel treibt Netzreserve-Bedarf auf Rekordhöhe

Die Bundesnetzagentur bestätigte am 2. Mai den Bedarf an Netzreserve für den kommenden Winter 2019/20, den die vier Übertragungsnetzbetreiber mit 5.126 Megawatt veranschlagt haben. Im Vergleich mit dem vergangenen Winter sind das 1.474 MW weniger. Als Grund für den Rückgang um 22 Prozent nannte die Behörde netztechnische Verbesserungen. Dieser Bedarf könne ohne ausländische Kraftwerke gedeckt werden. Das inländische Potential an Reservekraftwerken reiche aus.

Anders sieht es jedoch beim Blick auf den Netzreservebedarf für den Winter 2022/23 aus. Diesen bezifferte die Bundesnetzagentur schon jetzt mit 10.647 MW. Gegenüber dem vergangenen Winter sind das 4.047 MW mehr oder ein Anstieg um fast zwei Drittel. Auch der bisherige Rekordwert von 10.400 MW im Winter 2017/18 (170508) wird noch leicht übertroffen.

Die düstere Prognose gründet sich auf die neue EU-Elektrizitätsmarktverordnung, die soeben mit anderen Teilen des sogenannten Winterpakets der Kommission die Brüsseler Gesetzgebung durchlaufen hat und in Kürze in Kraft tritt (190501). In Artikel 16 dekretiert sie "Allgemeine Grundsätze für die Kapazitätsvergabe und das Engpassmanagement". Diese geben dem grenzüberschreitenden Stromhandel Vorfahrt vor den dadurch entstehenden Kosten, die über die Netzentgelte auf die Verbraucher abgewälzt werden. Die Mitgliedsstaaten werden verpflichtet, die Kapazitäten für den grenzüberschreitenden Stromhandel jedes Jahr solange schrittweise zu erhöhen, bis zum 31. Dezember 2025 eine vorgeschriebene Mindestkapazität erreicht ist.

Faktisch bedeutet dies zusätzliche Redispatch-Kosten. In ihrem neuesten Bericht zum Bedarf an Netzreserve kommt die Bundesnetzagentur so für den Winter 2022/23 auf einen Bedarf an 6.947 MW Netzreserve in der Grenzsituation Starkwind/Starklast. Darin enthalten ist ein Mehrbedarf, der sich aus der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke bis Jahresende 2022 ergibt. Hinzu kommen jedoch zusätzlich 3.700 MW für den von Brüssel erzwungenen "Auslandsredispatch", der sich in den beiden folgenden Wintern noch erhöhen wird.

 

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