Februar 2019 |
190204 |
ENERGIE-CHRONIK |
Als noch keiner an Fortum dachte: Die Uniper-Vorstände Christopher Delbrück, Klaus Schäfer, Eckhardt Rümmler und Keith Martin (v.l.n.r.) übernahmen 2016 die Leitung der neuen E.ON-Tochter für das konventionelle Kraftwerksgeschäft und verhalfen der "Resterampe" zu einem respektablen Börsenwert. Erfolglos blieb dagegen ihr Kampf um die Eigenständigkeit des Unternehmens, nachdem E.ON im Herbst 2017 sein verbliebenes Aktienpaket von 46,65 Prozent an den finnischen Fortum-Konzern verschacherte. Foto: Uniper
|
Unter der Überschrift "Uniper und Fortum starten Neuanfang ihrer Beziehung" teilte Uniper am 5. Februar mit, dass der bisherige Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer und der Finanzvorstand Christoph Delbrück ihre Ämter zum 31. August dieses Jahres niederlegen werden. Sie hätten sich mit dem Aufsichtsrat einvernehmlich auf die vorzeitige Auflösung ihrer Verträge geeinigt. Zugleich gab der Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Reutersberg die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Uniper und Fortum bekannt. Sie soll "ergebnisoffen die Inhalte einer strategischen Partnerschaft zu diskutieren, um Mehrwert für alle Aktionäre zu schaffen". Die Leitung der Gruppe übernehmen die beiden verbleibenden Vorstandsmitglieder Keith Martin und Eckhardt Rümmler.
Schäfer und Delbrück waren die wichtigsten Köpfe des Widerstands, der sich bei Uniper gegen die befürchtete Einverleibung und Zerschlagung durch den finnischen Fortum-Konzern geregt hatte. Das Unternehmen wurde 2016 von E.ON gegründet, um das konventionelle Kraftwerksgeschäft des Konzerns fortzuführen (160111). E.ON teilte dabei 53,35 Prozent der neuen Uniper-Aktien den eigenen Aktionären zu und behielt selber nur 46,65 Prozent. Entgegen allen Erwartungen blieb der Konzern aber nicht größter und bestimmender Aktionär des Unternehmens, sondern schloß schon im Herbst 2017 mit dem finnischen Fortum-Konzern eine Vereinbarung über den Komplettverkauf seines Aktienpakets (180108). Da Fortum die Aufstockung bis zur Mehrheit plante und selber offenbar nur an Teilen von Uniper interessiert war, wurden damit die Weichen zur Zerschlagung des Unternehmens gestellt.
Die jetzt entlassenen Manager empfahlen deshalb im November 2017 gemeinsam mit dem übrigen Vorstand sowie Aufsichtsrat und Betriebsrat den Uniper-Aktionären, das Fortum-Angebot nicht anzunehmen (171114). Den Verkauf des E.ON-Aktienpakets von 46,65 Prozent konnten sie allerdings nicht verhindern (180108). Weitere rund acht Prozent erwarb der US-Hedgefonds Elliott, der dieses Aktienpaket inzwischen auf 16,51 Prozent ausgebaut hat und wahrscheinlich noch weitere Zukäufe plant. Die Finnen haben ihrerseits die von E.ON erworbene Beteiligung inzwischen auf exakt 49,99 Prozent erhöht. Der winzige Schritt zum Mehrheitseigentümer wäre ihnen also ohne weiteres möglich. Sie schrecken aber bisher davor zurück, weil Fortum dann von den russischen Behörden als strategisches Unternehmen eingestuft werden könnte und wesentliche Teile des russischen Uniper-Geschäfts abgeben müßte. Elliott hat dem bisherigen Uniper-Vorstand vorgeworfen, dieses Problem absichtlich durch ein abgekartetes Spiel mit den russischen Behörden herbeigeführt zu haben, um den zwischen E.ON und Fortum vereinbarten Handel zu sabotieren (180605). Fortum-Chef Pekka Lundmark formuliert es nicht ganz so radikal, wirft dem Uniper-Management aber vor, es habe sich keine Mühe gegeben, die von den russischen Behörden errichtete Hürde aus dem Weg zu räumen.
Bei dieser Konstellation auf der Eigentümerseite müssen die Vorstände Schäfer und Delbrück nun weichen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Reutersberg dankte beiden "für ihre Entscheidung, die ihnen sicherlich nicht leichtgefallen ist". Sie hätten "Großartiges geleistet und ein Unternehmen, das als vermeintliche 'Resterampe' gestartet war, zu einem der erfolgreichsten Unternehmen im MDAX gemacht". Zur künftigen Zusammenarbeit mit Fortum erklärte Reutersberg:
"Mit Fortums Aufsichtsratsvorsitzendem Matti Lievonen und CEO Pekka Lundmark bin ich mir einig, dass es ein 'weiter so' nicht geben kann – dafür steht für beide Unternehmen, für unsere Mitarbeiter und auch für die Energiewirtschaft insgesamt zu viel auf dem Spiel. Konkrete Ergebnisse, wie die zukünftige Zusammenarbeit von Fortum und Uniper ausgestaltet werden soll, konnten bisher nicht erarbeitet werden. Es wird Zeit, entschlossen die nächsten Schritte anzugehen und sich aufeinander zu zu bewegen. Dies markiert den Neuanfang in der Beziehung zwischen Uniper und ihrem größten Aktionär, Fortum. Wir wissen heute noch nicht, was am Ende rauskommt. Aber wir starten jetzt.“
Der Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer dankte Reutersberg, dem Aufsichtsrat, seinen Vorstandskollegen und allen Mitarbeitern für das in ihn gesetzte Vertrauen und die "überragende Unterstützung" in den vergangenen Jahren. "Für mich war und ist es eine echte Herzensangelegenheit, die Zukunftsfähigkeit von Uniper zu sichern." Als Folge einer Krebserkrankung sei er aber ohnehin "nicht in der Lage, mich dem anstehenden Aufbau einer strategischen Kooperation mit Fortum widmen, diesen Prozess mit voller Kraft begleiten und unterstützen zu können".
Der Finanzvorstand Christoph Delbrück äußerte die Hoffnung, dass er mit seinem Rückzug zur Entspannung der Situation zwischen Fortum und Uniper beitrage. "Ich habe immer klar Position bezogen, wo und wie ich die Zukunft von Uniper sehe. Ich respektiere das Anliegen unseres größten Aktionärs nach einer strategischen Kooperation. Dies ist nicht mein Weg. Aber die Erfolgsgeschichte von Uniper muss fortgeschrieben werden – unabhängig von Personen."