November 2017 |
171114 |
ENERGIE-CHRONIK |
Vorstand und Aufsichtsrat der Uniper SE nahmen am 21. November gemeinsam Stellung zum Übernahmeangebot des finnischen Fortum-Konzerns, das dieser am 7. November erstmals auch öffentlich bekanntgemacht hat. Sie empfahlen den Uniper-Aktionären, das Fortum-Angebot nicht anzunehmen, weil es "nicht im Interesse von Uniper, ihrer Aktionäre, Mitarbeiter und weiterer Stakeholder ist". Der Konzernbetriebsrat unterstütze diese Empfehlung in vollem Umfang und habe deshalb auf eine eigene Stellungnahme verzichtet.
Offenbar reagierte Uniper damit auf das Ausbleiben verbindlicher Zusagen, die Eigenständigkeit des Unternehmens auch nach dem Mehrheitserwerb zu respektieren. Fortum hat zwar auch in dem jetzt veröffentlichten Angebot wieder versichert, "ein langfristiger Investor und ein aktiver, unterstützender, verläßlicher und konstruktiver strategischer Partner" sein zu wollen. Die Uniper-Verantwortlichen trauen dieser Beteuerung aber nicht. Sie verweisen darauf, daß diese Absichtserklärungen nur für den Fall gälten, daß eine qualifizierte Mehrheit von mindestens 75 Prozent des Kapitals oder der Stimmrechte nicht erreicht wird. Da Fortum dann als Investor ohnehin nicht in Unternehmensentscheidungen eingreifen könne, seien sie rechtlich ohne Bedeutung. Hinzu würden in dem Fortum-Angebot weitreichende strukturelle Veränderungen wie der Abschluß eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags, der Ausschluß der Minderheitsaktionäre (Squeeze-out) oder die Einstellung der Börsennotierung explizit nicht ausgeschlossen.
Vorstand und Aufsichtsrat kritisieren unter anderem, daß der von Fortum angebotene Preis für die Aktionäre nicht attraktiv genug sei. Mit großem Unbehagen verweisen sie auf die Unterschiedlichkeit der Geschäftsfelder: Während Uniper Strom aus konventionellen Energieträgern erzeuge, setze Fortum auf CO2-freie Erzeugung und verfüge bei thermischen Kraftwerken außerhalb Rußlands über keine nennenswerte Expertise. Die Finnen hätten wenig Erfahrung im globalen Handelsgeschäft und könnten die profitable Entwicklung der Uniper-Aktivitäten in diesem Bereich daher kaum unterstützen. Auch geografisch ergäben sich keine Vorteile: Fortum sei im Gegensatz zur Uniper SE und deren globaler Ausrichtung ein überwiegend regional fokussiertes Unternehmen und mit Ausnahme von Finnland in keinem Land aktiv, in dem Uniper nicht bereits im Geschäft ist.
"Die Angebotsunterlage läßt weiterhin offen, was Fortum tatsächlich vorhat", resümierte der Uniper-Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer. "Jetzt beginnt die Zeit für Gespräche. Es wird sich zeigen, ob Fortum dazu bereit ist, seinen öffentlichen Ankündigungen verbindliche Zusagen folgen zu lassen. Wir werden Fortum beim Wort nehmen, um die Unabhängigkeit von Uniper soweit wie möglich zu sichern."