April 2015

150416

ENERGIE-CHRONIK


Personalia

Matthias Willenbacher (45) ist aus dem Vorstand des Windpark-Projektentwicklers Juwi ausgeschieden. Er reagierte damit offenbar auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs, der am 17. März die Verurteilung des früheren thüringischen Innenministers Christian Köckert (CDU) bestätigte. Köckert hatte sich als ehrenamtlicher Beigeordneter und Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Eisenach in mehreren Fällen korrupt verhalten und war deshalb vom Landgericht Meiningen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt worden. Unter anderem hatte er einen "Beratervertrag" mit Juwi geschlossen und dieses Unternehmen bei der Ausweisung von sogenannten Windvorranggebieten begünstigt. Juwi-Chef Willenbacher war in diesem Zusammenhang wegen "Vorteilsgewährung" (vulgo: Bestechung) angeklagt worden. Das Landgericht hatte die Eröffnung des Verfahrens aber davon abhängig gemacht, wie der Bundesgerichtshof über die von Köckert eingelegte Revision entscheiden würde (140709). Nun wird Willenbacher demnächst wohl ebenfalls vor Gericht stehen.

Die Firma Juwi, die Matthias Willenbacher und Fred Jung 1996 gegründet hatten, befand sich seit 2013 in finanzieller Schieflage und wurde Ende vorigen Jahres von der Mannheimer MVV Energie mehrheitlich übernommen (141015). Die restlichen 49,9 Prozent verblieben bei den Gründern, die auch weiterhin der Unternehmensführung angehörten (141218). In einer Juwi-Pressemitteilung vom 1. April wurde kein Grund für den Rückzug Willenbachers genannt. Es hieß lediglich, er erfolge "in bestem gegenseitigen Einvernehmen". Der MVV-Vorstandsvorsitzende Georg Müller (081017), der neuerdings auch Aufsichtsratsvorsitzender der Juwi AG ist, habe Willenbacher für seine herausragenden Verdienste, seine unternehmerische Leistung und sein persönliches Engagement gedankt.

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Ivo Grünhagen, Vorstandssprecher des in Hagen ansässigen Energieversorgers Enervie AG (ehemals Elektromark), ist auf Drängen des Aufsichtsrats zurückgetreten. Der Grund sind Differenzen über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens und die Gestaltung des Jahresabschlusses 2014. Grünhagen wollte die ab 2016 mögliche Stillegung des Enervie-Kraftwerksparks (150211) und den damit verbundenen Personalabbau möglichst schnell durchzuziehen. Nun wird vermutlich eine bedächtigere Gangart eingeschlagen.

Zum Sturz Grünhagens hat zuletzt aber auch beigetragen, daß er im Gegensatz zu seinen beiden Vorstandskollegen einem Verzicht auf flexible Gehaltsbestandteile nicht zustimmen wollte. Der Aufsichtsrat verübelte ihm, daß er den dreiköpfigen Vorstand von allen Einsparbemühungen ausnehmen wollte, die den Beschäftigten des kommunalen Unternehmens derzeit zugemutet werden. Grünhagen hatte zuletzt für sich ein Jahresgehalt von 368.000 Euro durchgesetzt, was er aber noch immer für zuwenig hielt, weil nach seiner Ansicht 450.000 Euro angemessen gewesen wären. Auch jetzt braucht er nicht zu darben: Der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Hagener Oberbürgermeisters Erik O. Schulz gestand ihm eine Abfindung von einer Million Euro zu.

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Mirko Hannemann (32), der im Januar 2011 die Strecke von München nach Berlin mit einem Elektroauto ohne Aufladen bewältigte (110109), ist nachträglich doch noch ins Zwielicht geraten – aber nicht wegen der Rekordfahrt mit der "Kolibri"-Batterie, die damals viele für eine Trickserei hielten, sondern wegen seiner geschäftlichen Tätigkeit. Hannemann soll schuld daran sein, daß die 2012 von ihm gegründete Kolibri Systems AG (140512) seit 14. April durch Beschluß des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg der vorläufigen Insolvenzverwaltung unterliegt. Laut FAZ (15.5.) wirft Kolibri-Vorstand Helmuth von Grolmann dem Kompagnon vor, seine Kompetenzen als Gesellschafter und Geschäftsführer mißbraucht zu haben. Es ist sogar von einem mehrfachen und systematischen "Griff in die Kasse" die Rede, durch den ein Schaden von zwei bis fünf Millionen Euro entstanden sei. Grolman hat Hannemann als Geschäftsführer der Kolibri-Tochter DBM Energy entlassen, ihm Hausverbot erteilt und Strafanzeige gestellt.